Herausragende Praxisbeispiele in vier Kategorien zum Thema „Digitales Lernen: Reality, Science & Fiction“ sind im Rahmen der Fachtagung und Medienmesse „fraMediale“ am 19. September 2018 an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) ausgezeichnet worden: ein schulisches Projekt zu Zeitzeugen des Frankfurter Goethe-Gymnasiums, ein virtuelles Klassenzimmer für angehende Lehrerinnen und Lehrer, neue digitale Lernformen in Unterrichtsprojekten sowie eine Bilderbuch-App für Schülerinnen und Schüler ab der 3. Klasse. Ab dem 20. September 2018 stehen Videos der prämierten Projekte unter www.framediale.de/wettbewerb online. Die „fraMediale“ wurde in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg (PHL), der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK), der bundesweiten Initiative „Keine Bildung ohne Medien!“ (KBoM!) und der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) veranstaltet.
Lehrer/-innen, Hochschuldozentinnen und -dozenten, Schüler/-innen und Studierende waren dazu aufgerufen, Projekte mit digitalen Medien in Lehr- und Lernkontexten einzureichen oder Ideen zur Frage beizutragen, wie Lernen und Lehren in einer digitalen Zukunft aussehen könnte. Vier Best-Practice- oder Zukunftsprojekte mit digitalen Medien in Bildungseinrichtungen wurden ausgezeichnet. In jeder der vier Kategorien wurde ein Preis in Höhe von je 1.000 Euro zur Umsetzung, Fortführung oder Verstetigung der prämierten Projekte vergeben. Die Laudatorinnen und Laudatoren waren Tanja Miehle (Hessisches Kultusministerium), Prof. Dr. Sven Kommer (Keine Bildung ohne Medien – KBoM!), Sabine Eder (Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur – GMK) und Sandra Bischoff (Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien – LPR Hessen).
In der Kategorie Schüler/-innen wurde das Goethe-Gymnasium in Frankfurt am Main für das Videoprojekt „Die letzten Zeugen“ ausgezeichnet. Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums haben sich in Zusammenarbeit mit dem Gallus Zentrum Frankfurt am Main mit Zeitzeugengesprächen von Zwangsarbeitern des KZ-Außenlagers Katzbach (heutige Adlerwerke) auseinandergesetzt. Die Schüler/-innen, die selbst zum Teil im Gallus leben, begaben sich auf Spurensuche, befragten Passanten und verfilmten drei Zeitzeugeninterviews. Die am Projekt beteiligten Schülerinnen und Schüler, ihr Lehrer Thomas Jasny und Sabine Hoffmann als Vertreterin des Gallus Zentrums, das die Schülerinnen und Schüler als außerschulische Einrichtung unterstützte, nahmen den Preis entgegen.
In der Kategorie Lehrer/-innen an Schulen gewann das Projekt „Einbetten und Öffnen“ der Pestalozzi-Grundschule in Gersthofen. Ulrich Hierdeis, Schulleiter der Pestalozzi-Grundschule und Autor des Blogs „apps4school“, engagiert sich für ein Medienkonzept an seiner Schule, in dem digitale Medien – und damit die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler – zum Bezugsrahmen des schulischen Lernens werden und Schule damit „öffnen“. Zu diesem Konzept gehört unter anderem neue Lernformen mit digitalen Endgeräten, Apps und WLAN regelmäßig im Unterricht einzubetten, zum Beispiel mit den Projekten „Wortschatzsuche“, „Spiel- und Tanzszenarien programmieren“ sowie „Meine Spuren im Museum“. Diese Projekte brechen traditionelle Unterrichtsroutinen mit situiertem und kooperativem Lernen auf und verbinden zugleich die Schule mit ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Zum Konzept gehören auch die Fortbildung und das Engagement des gesamten Kollegiums und die an der Schule gegründete Fokusgruppe Digitale Bildung, in der sich die Lehrerinnen und Lehrer mit innovativen Unterrichtsideen auseinandersetzen.
Unter den Hochschuldozentinnen und -dozenten wurden die Lehrstühle für Schulpädagogik und Mensch-Computer-Interaktion der Julius-Maximilians-Universität Würzburg für ihr Projekt „Breaking Bad Behavior“ ausgezeichnet. Im Projekt wird eine immersive virtuelle Umgebung zur Kompetenzförderung von Lehramtsstudierenden im Classroom Management eingesetzt, heißt es seitens der Preisträger/-innen. Zwei Teams der Lehrstühle entwickelten in interdisziplinärer Zusammenarbeit durch Verbindung innovativer mediendidaktischer Prinzipien mit aktuellen Techniken der virtuellen Realität ein virtuelles Klassenzimmer mit 24 halbautonomen Avataren, die im Rahmen der Ausbildung angehender Lehrerinnen und Lehrer eingesetzt werden und deren Einsatz kontinuierlich evaluiert wird. Die Software steht als Open Source zur Verfügung. Den Preis für das Gesamtprojekt teilen sich: Prof. Dr. Silke Grafe (Inhaberin des Lehrstuhls für Schulpädagogik) und Prof. Dr. Marc Erich Latoschik (Inhaber des Lehrstuhls für Mensch-Computer-Interaktion), Christian Seufert (Lehrstuhl Schulpädagogik); Alice Wittmann (Lehrstuhl Schulpädagogik), Prof. Dr. Jean-Luc Lugrin (Lehrstuhl Human-Computer-Interaction) und Sebastian Oberdörfer (Lehrstuhl Mensch-Computer-Interaktion).
Bei den Studierendenprojekten überzeugte „Theodor und das Schreiben der Stadt“. Henry Schaper, Student der Fachhochschule Bielefeld und Mit-Entwicklerin Franziska Mensching, Studentin der Uni Bielefeld, konzipierten eine Bilderbuch-App für Schülerinnen und Schüler ab der 3. Klasse. Damit wollen sie Kinder dazu ermuntern, ihre eigene Mediensozialisation kritisch zu hinterfragen und so zur Medienkompetenzförderung in der Grundschule beitragen. Dabei bietet die Geschichte eine inhaltlich-literarische Grundlage zum Hinterfragen moderner Kommunikation. In dem Bachelor- und Masterarbeits-Projekt arbeiten ein Studierender eines gestalterischen und eine Studierende eines pädagogischen Fachbereichs zusammen. Das dabei entstandene Bilderbuch überträgt die Qualität des gedruckten Buches in ein neues Medienformat.
„Digitale Medien können wichtige Impulsgeber für individuelle Bildungs- und Sozialisationsprozesse, aber auch für Schul- und Hochschulentwicklung sein. Leider bleiben aber diese ‚Potenziale des Digitalen‘ in der Praxis oft ungenutzt. Grund hierfür ist der mangelnde Austausch über kreative Medienprojekte sowie nachahmenswerte Beispiele erfolgreicher Medienbildungsentwicklung in Schule und Hochschule. Unser fraMediale-Preis soll einen Beitrag dazu leisten, diesen Austausch zu befördern. In der Praxis von Bildungseinrichtungen besteht großer Bedarf an engagierten und kreativen Vorbildern, die zeigen, wie Lernen mit und über digitale Medien in Unterricht und Seminar aussehen kann. Dabei gibt es bereits einige kreative Wegbereiter/-innen mit guten Ideen und ersten Erfahrungen. Leider erhalten sie aber bisher kaum Gelegenheiten zur Umsetzung ihrer Vorhaben oder sie können nur selten vor größerem Publikum von ihren erfolgreichen Medienprojekten berichten. Auch Schülerinnen, Schüler und Studierende werden nur selten gefragt, wie sie am liebsten lernen würden, haben aber – das zeigten auch die diesjährigen Preisträger/-innen – oft richtig kreative Ideen, wie sich Schule und Hochschule entwickeln könnten“, erklärt Prof. Dr. Thomas Knaus, Wissenschaftlicher Direktor des FTzM, die Motive des fraMediale-Preises.
Zum Frankfurter Technologiezentrum [:Medien]:
Das Frankfurter Technologiezentrum [:Medien] – FTzM ist ein wissenschaftliches Zentrum der Frankfurt University of Applied Sciences. Das interdisziplinäre Team des FTzM forscht zur regionalen Medienbildungsentwicklung sowie zum lehrunterstützenden und lernförderlichen Einsatz digitaler Medien in Bildungskontexten. Den Schwerpunkt bildet die anwendungsorientierte Forschung innerhalb der Disziplinen Bildungsinformatik und Medienpädagogik, die Desiderate zwischen Grundlagenforschung und institutioneller Anwendung aufgreift. Ziel ist es, zum lehrunterstützenden und lernförderlichen Einsatz digitaler Medien in formalen Bildungskontexten beizutragen und hierüber auch ein Lernen über Medien zu befördern. Weitere Infos zum FTzM unter www.ftzm.de.
Kontakt:
Frankfurt University of Applied Sciences
Frankfurter Technologiezentrum [:Medien] – FTzM
Olga Engel und Prof. Dr. Thomas Knaus
Tel.: +49 69 1533-3220
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