Innovationsvorhaben
Diskriminierungskritische Bildungsstrategie in Krisenzeiten
Prof. Dr. Paschalidou möchte während ihrer Innovationsprofessur ein didaktisches Konzept entwickeln, um gesellschaftliche Vielfalt in Krisenzeiten anerkennungsorientiert und diskriminierungskritisch zu gestalten. Als Grundlage für dieses Vorhaben dient die Auseinandersetzung mit Machtverhältnissen und Ausgrenzungsmechanismen, die aus zweifacher Perspektive analysiert werden: Antisemitismus- und Rassismuskritik. Das Konzept folgt in der konkreten Umsetzung drei Strategien:
- Ein didaktisches Lehrkonzept für eine diskriminierungskritische Bildungsstrategie soll entwickelt werden. Dieses Konzept wird verschiedene digitale und analoge Modulbausteine, die fachbereichsübergreifend genutzt werden können, zur Verfügung stellen.
- Hochschulinterne Netzwerke sollen weiter verdichtet werden, um „Bottom-up“ und „Top-down“ Prozesse zu fördern.
- Die Entwicklung und Evaluation dieses Konzeptes soll prozessorientiert durch eine dialogorientierte Wissenschaftskommunikation erfolgen. Hierbei sollen Veranstaltungen, die Studierende, Nachwuchswissenschaftler*innen, Forscher*innen und Praktiker*innen aus der Region Rhein-Main und Hanau miteinander ins Gespräch bringen, initiiert und Kooperationen in der Region gestärkt werden.
Im Gespräch mit Prof. Dr. Anastasia Paschalidou
Frau Paschalidou, was machen Sie in Ihrer Innovationsprofessur?
Ich beschäftige mich mit den Themen Rassismus und Antisemitismus. Mein Projekt basiert darauf, unterschiedliche Ausgrenzungspraktiken in den Blick zu nehmen und Herrschaftsverhältnisse zu thematisieren. Der erste Schwerpunkt bezieht sich auf die Entwicklung eines didaktischen Lehrkonzepts für eine diskriminierungskritische Bildungsstrategie und die Erstellung von digitalen und fachbereichsübergreifenden Lernmaterialien.
Der zweite Schwerpunkt befasst sich mit dem Aufbau von hochschulinternen Netzwerken zur Förderung von Bottom-up- und Top-down-Prozessen. Eines meiner Ziele ist es z.B., mit einem Peer-to-Peer-Netzwerk einen Dialograum für rassismuskritische und antisemitismuskritische Bildung zu öffnen und dadurch Projekte zu ermöglichen. Ich möchte mit den Studierenden ins Gespräch kommen, wie wir Rassismus und Antisemitismus besser wahrnehmen können.
Der dritte Schwerpunkt konzentriert sich auf eine dialogorientiere Wissenschaftskommunikation unter Berücksichtigung der Region Rhein-Main und Hanau. Hier sollen Veranstaltungen im Sinne einer dialogischen Wissenschaftskommunikation umgesetzt werden. Passend dazu untersuchen wir in einer Studie, wo Änderungsbedarf besteht und ob man z.B. mit Netzwerkarbeit oder reduzierten Verwaltungsstrukturen Niedrigschwelligkeit herstellen kann.
Sie haben das Café Filtercafé als symbolischen Ort für Ihr Innovationsprojekt gewählt. Warum?
Ich habe vor dem Café eine Plakatwand mit Postern von der Initiative 19. Februar aufgestellt, die Fragen zum Hanauer Untersuchungsausschuss dokumentieren. Darunter befindet sich ein Hinweis, dass sich Studierende jeden Donnerstag zwischen 12 und 13 Uhr mit mir über Rassismus und Antisemitismus austauschen können. Ich sitze an diesem Tag hier im Café und bin für alle ansprechbar. In diesen Gesprächen öffnet sich ein Raum für neue Ideen und Projekte, die ich mitnehme und gemeinsam mit Studierenden auf ihre Machbarkeit hin überprüfe. Was letztlich daraus entsteht, hängt jedoch von den beteiligten Personen ab.
Welchen Beitrag kann Ihr Projekt in unserer Gesellschaft leisten, die momentan vor vielen Herausforderungen steht?
Unsere Gesellschaft und wir als Hochschule müssen Antworten darauf finden, wie ein konstruktives Miteinander aussehen kann – auch, damit Menschen nicht in destruktiven Verschwörungsideologien Zuflucht suchen. Wenn wir Diversity-, Demokratie-, Konflikt- und Kommunikationskompetenzen schulen, geben wir den Menschen das Handwerkszeug, um ihr Leben aktiv zu gestalten. Wenn wir auch institutionelle Diskriminierungen weiter abbauen, dann eröffnen wir Studierenden mit unterschiedlichen Lebenshintergründen einen angemessenen Zugang. Dies bedeutet für mich gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.
Was bedeutet das Projekt für Sie persönlich?
Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, bedeutet mir sehr viel. Ich finde es sehr wichtig, dass wir uns in die Gesellschaft einbringen und miteinander einen Rahmen gestalten, der nach Antworten sucht, die gesellschaftliche Herausforderungen konstruktiv bearbeiten und so viele Personengruppen wie möglich mitberücksichtigen. Meiner Ansicht nach ist es erforderlich, sich zu engagieren und mit Intelligenz und Kreativität nach Lösungen zu suchen. Ich möchte insbesondere Studierende inspirieren, ihre Möglichkeiten zu nutzen, gesellschaftlich zu wirken und mitzugestalten, und hierfür ihre Kompetenzen weiterzuentwickeln.
Vielen Dank für das Gespräch!