Herr Lehmann, Sie haben für unser Interview eine Antenne mitgebracht. Was erzählt diese Antenne über Ihr Projekt?

Das ist ein kleines Mobilfunkgerät, ein Mini-Rooter. Es hat mehrere Antennen und ein 5G-Modul. Damit testen wir im Moment die Möglichkeiten, um zukünftig ein Katastrophennetz aufzubauen. Das könnte nützlich sein bei Naturkatastrophen wie im Ahrtal oder beim Notarzteinsatz im Krankenwagen. Um diese Tests durchzuführen und Tiefenforschung zu betreiben, bauen wir ein 5G-Campusnetz an unserer Hochschule auf. Dafür haben wir bereits die Frequenzen besorgt.

Wie kann Ihr Forschungsprojekt bei den großen gesellschaftlichen Herausforderungen helfen und einen Beitrag leisten, die Zukunft ein Stück weit besser zu machen?

Die neuen 5G- und 6G-Netze bieten ganz neue Möglichkeiten, da sie widerstandsfähiger und stabiler sind und über eine viel bessere Abdeckung, höhere Bandbreite und kürzere Antwortzeiten verfügen. Wir können damit mehrere hunderttausend Nutzer*innen gleichzeitig versorgen. Nehmen wir als Beispiel die Flutkatastrophe im Ahrtal: Da konnte man nicht kommunizieren, da es kein Mobilfunknetz mehr gab. Mit dem Mini-Rooter und den Netzen der nächsten Generation hätten wir die Möglichkeit, ein Mesh-Netz – ein vermaschtes Netz – aufzubauen, um eine widerstandsfähige Kommunikationsinfrastruktur sicherzustellen.

Was bedeutet das Projekt persönlich für Sie? Ist es Ihnen eine Herzensangelegenheit oder ist es ein Projekt unter vielen?

Ich forsche schon seit 15 Jahren in einer Forschungsgruppe an Telekommunikationsnetzen. Mein persönliches Interesse ist also sehr groß, moderne Netze zu untersuchen und zu designen, ihre Architekturen zu verstehen und weiterzuentwickeln. Darüber hinaus sehe ich hier eine große Chance, etwas Gutes für die Gesellschaft zu tun. Wir arbeiten daran, Telekommunikation im Bedarfsfall viel besser bereitstellen zu können als bisher. Zusätzlich lernen wir neue Dinge, die wir gerne an unsere Studierenden weitergeben.

Vielen Dank für das Gespräch!