Innovationsvorhaben
Persönlichkeitsentwicklung und HAW-Didaktik
Prof. Dr. Or forciert im Rahmen ihrer Innovationsprofessur die Themen Persönlichkeitsentwicklung und HAW-Didaktik. Dabei möchte sie den Einsatz neuer Methoden (insb. expressives Schreiben, Meditation, Naturverbindung) erproben. Ihr Ziel ist es drei interaktive E-Learning-Selbstlern-Module zu entwickeln und in Kooperation mit der School of Personal Development and Education (ScoPE) sowie dem Büro für Nachhaltigkeit (BüroN) bereitzustellen.
- Modul 1: Persönlichkeitsentwicklung durch personale und soziale Kompetenzen (für Studierende)
- Modul 2: Gesellschaftliche Verantwortung übernehmen (für Studierende)
- Modul 3: Studierende in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen (für Lehrende)
Im Gespräch mit Prof. Dr. Yari Or
Frau Or, was machen Sie in Ihrer Innovationsprofessur?
Wir brauchen Menschen, die sich selbst kennen und ihre gesellschaftliche Rolle reflektieren. Daher möchte ich drei interaktive Selbstlernmodule entwickeln, die die Themen Persönlichkeitsentwicklung und gesellschaftliche Verantwortung fachbereichsübergreifend in der Hochschullehre verankern. Das erste Modul fokussiert auf die Entwicklung von Kompetenzen wie Empathiefähigkeit, Selbstreflexion, Selbstkenntnis. Die Studierenden setzen sich mit ihren Ressourcen, Werten und Zielen, aber auch mit ihren Stressoren auseinander.
Im zweiten Modul werden diese Erkenntnisse in Richtung gesellschaftliche Verantwortung erweitert. Die Studierenden beschäftigen sich mit ihrer gesellschaftlichen Position – zum Beispiel ihrer Herkunft – und den Privilegien bzw. Nachteilen, die sie mitbringen. Junge Menschen werden heute zu einem geschichtlich herausfordernden Zeitpunkt erwachsen, der sie mit schweren globalen sozialen Krisen konfrontiert. Die Frage ist, wie sie ausgehend von ihrer eigenen Erfahrung Verantwortung übernehmen und Wandel für eine gerechtere Welt mitgestalten können.
Das dritte Modul richtet sich an Lehrende und unterstützt sie dabei, diese Themen in ihrer Lehre zu verankern. Nicht nur in der Sozialen Arbeit, sondern auch in den Ingenieurwissenschaften, der Architektur oder BWL ist gesellschaftliche Verantwortung wichtig. Die Lehrenden werden sich mit den Themen Persönlichkeitsentwicklung und gesellschaftliche Verantwortung in Bezug auf ihr eigenes Fach auseinandersetzen und dann konkret daran arbeiten, diese Themen didaktisch in ihrer Lehre zu verankern. Wir wollen damit junge Menschen befähigen, sich selbst zu kennen und für sich und andere zu sorgen.
Sie haben diese Wiese gewählt, um Ihr Innovationsprojekt zu repräsentieren. Warum?
Naturerfahrung stärkt Menschen unmittelbar. Dort können sie zur Ruhe kommen, sich mit Fragen des Seins auseinandersetzen und in Zeiten der ökologischen Krise den Gedanken zulassen, wie es eigentlich sein sollte. Da ich mit Natur als Methode arbeite, habe ich diesen Ort in und mit der Natur gewählt. Ich möchte zeigen: Ich bin ein Teil der Natur, wir sind ein Teil der Natur, wir sind verbunden.
Wie integrieren Sie die Naturerfahrung im Selbstlernkurs? Was wäre eine konkrete Aufgabe?
Im Kurs werden wir uns unter anderem an verschiedene Orte in der Natur begeben und dort unsere Selbstwahrnehmung und unsere Wahrnehmung der Natur stärken und reflektieren. Wir werden Methoden wie expressives Schreiben und Meditation nutzen, um unsere Erfahrung auf unser Leben und größere Fragen zu übertragen. Diese Selbstspiegelung in und mit der Natur hat einen heilsamen Effekt und bringt eine tiefere Einsicht in die Themen, die uns beschäftigen.
Welchen guten Beitrag kann Ihr Projekt in dieser krisenhaften Zeit leisten?
Wir möchten Studierenden einen ganzheitlichen Erfahrungsraum geben, wo sie sich kennenlernen und in Integrität kommen können. Diese Erfahrung befähigt sie dazu, aktiv in die Welt zu treten, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und Wandel mitzugestalten.
Hat das Projekt für Sie auch eine persönliche Bedeutung?
Seit dreißig Jahren beschäftige ich mich mit gesellschaftlicher Verantwortung, persönlicher Entwicklung und Heilung. Sich als Mensch zu kennen und in Integrität zu handeln, hat in meiner eigenen Biografie eine wichtige Bedeutung – genauso wie die Methoden, die ich nutze: Naturerfahrung, Schreiben und Meditation.
Vielen Dank für das Gespräch!