Innovationsvorhaben
Sustainability Monitor@FRA-UAS
Prof. Gabriela Alves Werb baut während ihrer Innovationsprofessur eine digitale Plattform auf, die Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen sortiert, bündelt und kostenfrei zugänglich macht. Das Ziel der Plattform ist, Investor*innen und Konsument*innen mehr Transparenz bei ihren Kaufentscheidungen zu ermöglichen.
Das Innovationspotential von Prof. Alves Werbs Vorhaben ist hoch: Derzeit kommen interessierte Marktteilnehmer*innen nur schwer an verlässliche Daten zu unternehmerischen Nachhaltigkeitsstrategien, da viele Akteur*innen ihre Vorhaben und Erfolge unstrukturiert und dezentral veröffentlichen. Folglich sind die Datensuche und -vergleichbarkeit mit hohem Aufwand verbunden. Diese Lücke möchte Prof. Alves Werb im Rahmen ihrer Innovationsprofessur schließen.
Im Gespräch mit Prof. Gabriela Alves Werb
Frau Alves Werb, worum geht es in Ihrer Innovationsprofessur?
Die Idee des Forschungsvorhaben ist es, die Themen Umwelt, Soziales und gute Aspekte der Unternehmensführung (ESG) besser zu beleuchten. Wir wollen uns anschauen, wie Unternehmen in diesen Bereichen performen. Dafür brauchen wir messbare Kennzahlen und gute Rahmenwerke, die zeigen, wie stark sich Unternehmen beispielsweise in den Bereichen Umweltschutz oder nachhaltige Produktion engagieren. Denn nur, was wir messen können, können wir auch steuern.
Wir nutzen eine KI-Methode, die sogenannten Transformers, um Informationen automatisiert bereitzustellen. Viele Unternehmen veröffentlichen zwar Berichte über ihr Engagement, häufig jedoch in unstrukturierter Form, z.B. als PDF-Report, Präsentation oder Pressemeldung. Als Mensch hat man kaum die Möglichkeit, dies alles einzusehen und auszuwerten. Mein Ziel ist es daher, die Informationen auf einer öffentlich zugänglichen, kostenlosen Plattform zu strukturieren und sichtbar zu machen. Es geht darum, Transparenz zu schaffen.
Was ist die Haltung der Unternehmen zu Ihrem Vorhaben?
Alle Unternehmen wissen, dass sie kaum schweigen können. Es gibt zunehmend Druck seitens der Konsument*innen, die z.B. wissen wollen, welche Rohstoffe Unternehmen nutzen, aber auch seitens der Regulatoren und Politik. Um Vergleichbarkeit herzustellen, sind einheitliche Indikatoren wichtig, denn es gibt verschiedene Wege, wie Unternehmen ihr Engagement reporten. Viele Unternehmen setzen sich ernsthaft mit dem Thema auseinander und brauchen Unterstützung, damit ihre Anstrengungen sichtbar werden. Es gibt aber auch Unternehmen, die die derzeit fehlende Struktur nutzen, um sich vorteilhaft darzustellen.
Um von Ihrem Projekt zu erzählen, haben wir uns im Frankfurter Palmengarten getroffen. Außerdem haben Sie eine Lupe mitgebracht. Was hat es mit beidem auf sich?
Die Lupe verkörpert für mich den Bedarf nach Transparenz. Für Stakeholder, die eine fundierte Entscheidung treffen wollen, ist es extrem schwierig, an ESG-Informationen zu kommen. Mit den Nachhaltigkeitskennzahlen bringen wir Licht ins Dunkel und schaffen diese Transparenz.
Der Palmengarten wiederum ist in meinen Augen unglaublich divers und zeigt die Vielfalt in all unseren Klimazonen. Für mich ist er ein Ort, wo sich Menschen begegnen und Natur erleben können. Das ist fundamental, um zu wissen, was wir schützen müssen, wenn wir über Umwelt sprechen.
Welchen Beitrag kann und soll Ihre Plattform für eine bessere Gesellschaft leisten?
Die Plattform soll alle Stakeholder mit einem Informationsbedürfnis empowern. Konsument*innen können ihre Entscheidungen besser steuern, wenn sie über Unternehmen Bescheid wissen. Das ist auch wichtig für die Politik, finde ich. Sie muss wissen, welche Anreize nötig sind oder bereits gewirkt haben, um die Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Für Unternehmen wiederum ist es von Vorteil zu wissen, wie sie im Vergleich mit ihren Wettbewerbern performen. Zudem gibt es unverzichtbare Branchen, die jedoch sehr CO2-intensiv sind, wie die Metallverarbeitung. Diese können wir mit den bereits gesammelten Informationen unterstützen.
Darüber hinaus hat das Projekt einen großen Mehrwert für die Verknüpfung von Forschung und Lehre. Zum einen können wir Methoden erforschen und weiterentwickeln, um Informationen automatisiert und strukturiert darzustellen. Zum anderen nutzen wir das Vorhaben, um unseren Studierenden wichtige Kompetenzen zu vermitteln und sie nachhaltig für das Thema zu begeistern. Das ist für mich eine große Vision in diesem Projekt.
Welche persönliche Relevanz hat das Projekt für Sie?
Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit. Deswegen ist es für mich eine große Freude, dass ich durch die Innovationsprofessur mehr Freiraum bekomme, um mich noch intensiver damit auseinanderzusetzen. Ich glaube, wenn wir unsere Zukunft nachhaltiger gestalten wollen, dann brauchen wir neue Wege. Und dafür müssen viele Köpfe aus verschiedenen Ecken und mit unterschiedlichen Kompetenzen zusammenarbeiten.
Vielen Dank für das Gespräch!
Mehr Informationen: https://sustainabilitymonitor.org