Dr.-Ing. Stefan Staehle
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Forschungslabor Nachkriegsmoderne
www.frankfurt-university.de/nachkriegsmoderne
stefan.staehle@fb1.fra-uas.de
Gebäude 1, Raum 425
Sprechzeiten: Nach Vereinbarung
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Forschung
Wandel des Wohnens in Großwohnsiedlungen
Frankfurt University of Applied Sciences
Der gesellschaftliche Wandel manifestiert sich in den Großwohnsiedlungen der Nachkriegsmoderne als Moment der Krise auf vier Ebenen: a) Stigmatisierung der Bewohner:innen in der Außenwahrnehmung, b) Verlust von Wohnqualität durch mangelnde Instandhaltung und fehlende finanzielle Spielräume, c) fehlende Wohnmobilität und Verlust der ursprünglichen Gemeinschaft sowie d) Schwierigkeiten, individuelle und der Lebenssituation entsprechende Konzepte von Care in der Wohnstruktur der Großwohnsiedlungen umzusetzen. Wir gehen davon aus, dass der gebaute Raum der Großwohnsiedlungen erheblichen Einfluss auf die gelebte Erfahrung von Prekarisierung, verstanden als Verlust an Sicherheit in Bezug auf Zukunftsfragen und gesicherte Lebensverhältnisse, nimmt. Die Dichotomie zwischen der funktionalen, in den Raum eingeschriebenen Klarheit der Siedlungsplanung einerseits und der von zunehmender Prekarisierung geprägten Alltagserfahrung der größtenteils marginalisierten Bewohner:innenschaft mit heterogenen Bedürfnissen und Care-Praktiken bildet das zentrale Krisenmoment des im Alltag erlebten Wandels in den Großwohnsiedlungen der Nachkriegsmoderne.
Dilemmata in Planungsprozessen
Hochschule Kaiserslautern
Als zentrale Herausforderung von Planungsprozessen müssen die Wechselwirkungen zwischen den von Planung betroffenen Handlungsfeldern betrachtet werden. Komplexe Sachverhalte lassen sich nicht durch simplifizierte Verfahren erfassen. Wird es dennoch versucht, entstehen Fehlleistungen. Bereits 1973 charakterisierten Horst Rittel und Melvin Webber Planungsprobleme als „Wicked Problems“. Auch im Kontext nachhaltiger Planung macht „Wickedness“ Wirkungszusammenhänge, Abhängigkeiten und Dilemmata sichtbar. Es zeigt sich eine enge Verwandtschaft von Planung mit in deren politischer Dimension zu verortenden Nachhaltigkeitsprozessen. Der damit verbundene Perspektivwechsel macht „Wickedness“ als zentrales Dilemma dieser Prozesse sichtbar. Als „Wicked Problems“ besitzen Nachhaltigkeitsprozesse keine eindeutige Lösung. Ein produktiver Umgang ist vielmehr nur durch schrittweise Annäherung und Kommunikation in einem demokratischen und kooperativen Prozess möglich.
Quartierstypologien
Hochschule Kaiserslautern
Für die Realisierung klimaneutraler Stadtquartiere erscheinen vier Handlungsräume maßgeblich: Integration und Definition von Nachhaltigkeit in architektonisch und städtebaulichen Gestaltungsprozesse, Analyse und Entwicklung typologiebasierter Strategien architektonischen Entwerfens, Komplexität und systemisches Denken im Quartiersmaßstab als Entwurfsgrundlage und Schwerpunktverschiebung von objekt- zu prozesshaftem Entwurfsverständnis. Diese Überlegungen bilden die Basis zur Entwicklung eines Planungswerkzeugs, das bewusst entwerferische Strategien im Umgang mit komplexen Planungsproblemen nutzt. Die Methode definiert Nachhaltigkeit in architektonischen und städtebaulichen Kontexten als ganzheitliche Berücksichtigung der drei Nachhaltigkeitsdimensionen. Gleichzeitig erweitert das Konzept die Systemgrenzen der einzelnen Quartiersbausteine: Bebauung, Freiraum und Infrastruktur zu einem System-von-Systemen wechselseitiger Abhängigkeit. Architektur und Stadtplanung werden in diesem Sinne als Prozesse verstanden, deren Wirkung über die Errichtung und Inbetriebnahme hinausreicht.
Planungsprozesse nachhaltiger Quartiere
Hochschule Kaiserslautern
Nationale und internationale Klimaschutzzielsetzungen machen die klimaneutrale Konzeption von Neubauquartieren notwendig. Klimaneutrale Energiesysteme beeinflussen dabei die Gestaltung von Quartieren erheblich. Es erscheint sinnvoll, eine verpflichtende Energieplanung parallel zur Bauleitplanung zu initiieren und entsprechende Energiekomponenten im Bebauungsplan aufzunehmen. Aus den Erfahrungen des Forschungsprojekts EnStadt:Pfaff lässt sich die Forderung nach ganzheitlicher und mehr ausgewogener Berücksichtigung der Zielsetzungen von Energieplanung in Planungsprozessen ableiten. Hierfür kann ein gemeinschaftlicher Leitbildprozess im Vorfeld der Planung die Grundlage bereiten. Eine Weiterentwicklung der bestehenden Instrumente ist auch in Bezug auf die Bauleitplanungsprozesse erforderlich, der zukünftig kooperativer gestaltet werden muss.