Praxisbezogenes Forschungsprojekt „Pharma Supply Chain Risk Management in der Luftfracht“ gestartet
Digitalisierung der Pharmalogistik - Forschungsprojekt der Frankfurt UAS sorgt für mehr Transparenz und Sicherheit in der Pharma Supply Chain
1. Ausgangssituation
Die deutsche Pharmaindustrie ist mit einem Gesamtumsatz von 39,5 Mrd. Euro im Jahr 2016 einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland. Mit ihren Produkten trägt sie entscheidend dazu bei, Lebensqualität und -erwartung der Menschen zu erhöhen.
Pharmaprodukte werden global produziert und vertrieben und die Globalisierung der Pharma Supply Chain führt zu einem Anstieg der Güter, die per Luftfracht transportiert werden. Die zunehmende Globalisierung von Produktion und Vertrieb, die Regulierung des Marktes, der Trend zum Outsourcing und die volatile Umgebung stellen alle Beteiligten der Pharma Supply Chain vor enorme, v.a. komplexe Herausforderungen.
In den letzten Jahren hat sich kontinuierlich die Rechtslage verschärft und die Verantwortung für die Qualität der Produkte von der Produktion bis zum Endverbraucher dem Pharmaproduzent zugewiesen. In den „Guidelines on Good Distribution Practice of medicinal products for human use“ der Europäischen Kommission (EU GDP-Richtlinien) wird seit 2013 ein Qualitätsrisikomanagement von den Pharmaunternehmen gefordert, welches bei der Bewertung der Risiken auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfahrungen mit entsprechenden Prozessen beruht. Weiterhin soll die Planung der Transporte risikobasiert vorgenommen werden.
Als Konsequenz steigt bei Pharmaproduzenten und Logistikdienstleistern der Wunsch nach Sicherheit, Transparenz und Visibility entlang der Supply Chain sowie der Anspruch, auf intelligente IT-Systeme zur Visualisierung der Risiken der Transportkette zurückgreifen zu können.
2. Forschungsziel
Das Forschungsprojekt PSCRM der Frankfurt UAS unterstützt die Verbundpartner dabei, diese Anforderungen an ein wissenschaftliches Qualitätsmanagement zu erfüllen. Erstmalig werden daher Pharmaproduzenten mit Vertretern, der an der Logistikkette beteiligten Unternehmen, kooperierend an einem Tisch sitzen und unter der Leitung von Professorin Dr. Yvonne Ziegler, Frankfurt University of Applied Sciences, an einer gemeinsamen Lösung für ein Qualitätsrisikomanagement arbeiten, das bei der Bewertung der Supply Chain Risiken auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfahrungen mit entsprechenden Prozessen beruht.
Projektziel ist die Entwicklung einer innovativen, webbasierten Dienstleistung, die den Unternehmen entlang der Pharma Supply Chain sowohl bei der Netzwerkgestaltung (strategische Ebene) als auch im Monitoring von Einzelsendungen (taktische Ebene) hilft.
Die Supply Chain mit ihrem komplexen Netz aus unternehmensinternen und -externen Schnittstellen zwischen Herstellern, Lieferanten und Kunden wird gemeinsam mit den Projektpartnern im Rahmen eines ganzheitlichen Supply Chain Risiko Managements identifiziert und digitalisiert, um dabei Risiken zu minimieren. Das Projektteam betritt dabei Neuland. Ähnliche Risikomodelle gibt es bisher nur im Finanzsektor. Mit der entstehenden digitalen Lösung wird der Weg des temperaturgeführten Pharmaprodukts von der Produktion bis zum Kunden nachvollziehbar und langfristig vorausblickend unter den Aspekten Sicherheit, Wachstum und Umsatzsteigerung planbar.
Der im Laufe des Projekts entwickelte Prototyp des IT-Tools soll aIs IT-Dienstleistung in ein eigenständiges neues Unternehmen am Standort Hessen überführt werden.
Projektteam
Konsortialführer
Frankfurt University of Applied Sciences
Kooperationspartner
Cyntegrity Germany GmbH, Hochschule RheinMain, Hochschule Fulda, Bayer AG, Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG und GEFCO Forwarding Germany GmbH
Assoziierte Partner
IATA - International Air Transport Association, BPI Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V., Regierungspräsidium Darmstadt, Air Cargo Community Frankfurt e.V., Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Merck KgaA, Merz Pharma GmbH & Co KGaA, Roche Diagnostics GmbH, r-biopharm AG, ELPRO-BUCHS AG, Flughafen Düsseldorf Cargo GmbH, Lufthansa Cargo AG, Airbridge Cargo Airlines, Schenker Deutschland AG, Frigo-Trans GmbH, Bolloré Logistics, Transco Berlin-Brandenburg GmbH und TSafe GmbH
Laufzeit
1. September 2017 – 31. Dezember 2019
Finanzierung
Die Gesamtausgaben werden mit rund einer Millionen Euro beziffert, die zur Hälfte von den Projektpartnern getragen werden. Das Land Hessen fördert dieses praxisbezogene Projekt (HA-Projekt-Nr.: 555/17-37) im Rahmen von Hessen ModellProjekte aus Mitteln der LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben mit 500.000 Euro.