Krise, Katastrophe, Kollaps:
Die Rolle der Sozialen Arbeit – Intersektionale und dekoloniale Perspektiven
Gemeinsame Tagung
der Fachgruppen „Flucht, Migration, Rassismus- und Antisemitismuskritik (Migraas)“,
„Internationale Soziale Arbeit“, „Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation in der Sozialen Arbeit“ der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) und des
Arbeitskreises „Flucht, Agency und Vulnerabilität“ im Netzwerk Fluchtforschung
Die Begriffe Krise, Katastrophe und Kollaps bringen die erheblichen Herausforderungen unserer Zeit in Folge von Naturkatastrophen, politischen Konflikten, Kriegen, Armut, damit einhergehenden Fluchtbewegungen und zunehmenden globalen Ungleichheiten sowie wirtschaftlichem Abschwung zum Ausdruck. Krisen, Katastrophen und Kollapse haben schwerwiegende Auswirkungen auf Menschen, Communities und die Weltgesellschaft, einschließlich sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Zerstörung, psychologischer Traumata, psychosozialer Belastungen und körperlichen Leids. Im Kontext von Krisen, Katastrophen und Kollapsen spielen Sozialarbeiter*innen eine entscheidende Rolle in der Prävention, im Wiederaufbau und der nachhaltigen und gerechten Gestaltung ökosozialer Gemeinwesen.
Die Tagung richtet sich an die Mitglieder der beteiligten Fachgruppen und des Arbeitskreises im Netzwerk Fluchtforschung und bringt damit Wissenschaftler*innen und Sozialarbeiter*innen in einen Austausch, um über die Bedeutung Sozialer Arbeit vor dem Hintergrund von Krisen, Katastrophen und Kollapsen weiter nachzudenken. Sie versteht sich als interaktives Reallabor und Suchbewegung mit dem Ziel, ökosoziale Ansatzpunkte und vielfältige Wissensressourcen in einer dystopischen Welt im gemeinschaftlichen Austausch zu diskutieren.
Aus einem intersektionalen, post- und dekolonialen und postmigrantischen Zugang sowie aus Agency- und Vulnerabilitätsperspektiven heraus werden in interaktiven Workshop-Sessions Krisen-, Katastrophen- und Kollapsszenarien wie -ereignisse an konkreten Beispielen aus Mosambik, dem Ahrtal und dem Umgang mit Abschiebungen ergründet. Im kollaborativen Austausch werden im Anschluss an Kurzimpulse sozialarbeiterische Zugänge diskutiert und festgehalten. Die Ergebnisse der einzelnen Workshops werden in einer Fish Bowl-Diskussion zusammengeführt. Die Fachtagung bietet anhand dreier ausgewählter Fallvignetten die Gelegenheit, voneinander zu lernen, sich zu vernetzen und das Verständnis für die entscheidende Rolle der Sozialen Arbeit in der Bewältigung von Krisen, Katastrophen und Kollapsen, insbesondere mit Blick auf besonders marginalisierte Personen(-gruppen) und Communities, weiter zu ergründen.
(Fachgruppe „Internationale Soziale Arbeit“)
Der seit 2017 sich verschärfende bewaffnete Konflikt inmitten eines Gasfördergebiets im Norden Mosambiks wird in den westlichen Medien als islamischer Dschihad dargestellt. Er ist ein vielsagendes Beispiel, wie Katastrophen sich im Globalen Süden entzünden, in welche Interdependenzen dies mit der imperialen Lebensweise des Nordens und lokalen Eliten steht und wie sie zudem vom Norden wahrgenommen werden. Zu sehen ist, wie der Neokolonialismus Spuren der Verwüstung hinterlässt, die von jährlichen Naturkatastrophen noch verschärft werden. Es stellen sich jene zentralen Fragen einer internationalen und solidarischen Sozialarbeit: Welche partizipativen, solidarischen und kollektiven Ansätze und Methoden können eine ursachenorientierte Linderung der massiven sozialen Zerstörung anstoßen?
(Fachgruppe „Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation in der Sozialen Arbeit“ & Arbeitskreis „Flucht, Agency und Vulnerabilität“)
Das Ahrtal wurde am 14. Juli 2021 überflutet und auch heute noch sind weitere Aufbauarbeiten und soziale Unterstützung notwendig. Am Beispiel empirischer Fallvignetten werden Formen von Vulnerabilisierung, Unterstützungsstrukturen, Bewältigungsstrategien sowie Bedürfnisse aus Sicht der betroffenen Bevölkerung aufgezeigt. Hiervon ausgehend werden u.a. Handlungsperspektiven einer Sozialen Arbeit als ökologisch-soziale Katastrophenhilfe sowie von Green Social Work diskutiert.
(Fachgruppe „Flucht, Migration, Rassismus- und Antisemitismuskritik)
Der Workshop fokussiert Soziale Arbeit im Kontext von Abschiebungen und Grenzexternalisierungen. Hierfür werden anhand eines Fallbeispiels die Dilemmata Sozialer Arbeit diskutiert sowie Perspektiven, die sich aus dem Blick auf aktivistische Kontexte eröffnen. Dazu wird Rex Osa (Refugees4Refugees) mit uns über seine Arbeit in Deutschland und Nigeria sprechen. Wie können wir Solidarität denken, welche Bündnisse braucht es?
Tagungsprogramm
Freitag, 29. September 2023
10:30-12:00 Uhr | Netzwerktreffen der Promovierenden der Fachgruppen |
12:00 Uhr | Anmeldung |
13:00 Uhr | Willkommen an der Frankfurt University of Applied Sciences |
13:15 Uhr | Workshop I: Komplexe Krisen in Mosambik |
16:15 Uhr | Kaffeepause |
16:45 Uhr | Workshop II: Katastrophen und Klimakrise |
18:45 Uhr | Wrap-Up der Diskussionen |
19:00 Uhr | Gemeinsames Abendessen |
Samstag, 30. September 2023
09:00 Uhr | Workshop III: Umgang mit Abschiebungen |
11:00 Uhr | Kaffeepause |
11:30 Uhr | Fish Bowl-Diskussion |
13:00 Uhr | Mittagessen |
14:00 Uhr | Follow-Up der Tagung |
15:00 Uhr | Ende |
15:15 Uhr | Treffen der FG Migrass, ISA, Klima |
Anmeldung und Tagungsbeitrag
Nach Ihrer Anmeldung erhalten Sie eine Bestätigung durch das Tagungsteam mit Bitte um Überweisung des Tagungsbeitrags in Höhe von 30 EUR (ermäßigt 10 EUR).
Kontakt: dgsa_triade(at)fra-uas. de
Veranstalter*innen: Fachgruppen „Flucht, Migration, Rassismus- und Antisemitismuskritik (Migraas)“, „Internationale Soziale Arbeit“, „Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation in der Sozialen Arbeit“ der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA), Arbeitskreis „Flucht, Agency und Vulnerabilität“ im Netzwerk Fluchtforschung
Gefördert von: Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA), Frankfurt University of Applied Sciences, Netzwerk Fluchtforschung
Organisationsteam: Ariane Brenssell, Petra Daňková, Jessica Eckhardt, Isabelle Ihring, Tanja Kleibl, Claudia Lohrenscheit, Ronald Lutz, Yari Or, Monique Ritter, Andrea Schmelz, Caroline Schmitt, Susanne Spindler