Menü

gFFZ-Autumn-School

Forschen mit Geschlecht* an Hochschulen für angewandte Wissenschaften

18. Oktober 2024, 10.00 bis 18.00 Uhr
Hochschule Fulda

Hochschulen für Angewandte Wissenschaften entwickeln sich zunehmend zu forschungsstarken Hochschulen, was etwa die HAW-Programme von DFG und BMBF oder die Etablierung von Promotionszentren belegen. Hessen hat zudem als erstes Bundesland das Promotionsrecht für wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten an HAWs eingeführt und setzt damit auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchs.
Diese positiven Entwicklungen greifen wir auf und verbinden sie in unserer ersten Autumn-School mit Geschlechterperspektiven in der Forschung. Gegenstand der eintägigen Veranstaltung ist das Forschen mit Geschlecht* an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Sie richtet sich vornehmlich an

  •  MA-Studierende, die an einer Thesis-Studie arbeiten
  • Absolvent*innen, die eine Promotion planen
  • Promovierende und Postdocs hessischer HAWs, die forschen.

Mit unserem Programm wollen wir Interesse am Themenfeld Geschlecht für die eigene Forschung wecken oder geplante und laufende genderbezogene Forschungen unterstützen. Eine Keynote wird in das Thema der School einführen.
Daran schließen Workshops zu vier Schwerpunktthemen an. Sie geben Raum, um gemeinsam eigene Forschungsfragen, Planungen und – soweit vorhanden – Ergebnisse zum jeweiligen Themenfeld zu diskutieren. Die Teilnehmenden sind von daher herzlich eingeladen, eigene Anliegen in die Workshops mitzubringen, um daran mit anderen zu arbeiten. Dies können z.B. Skizzen für Qualifikationsarbeiten, Forschungsdesigns, empirische Daten, erste Befunde oder anderes sein. Die Workshops leben von dem, was die Teilnehmenden im eigenen Interesse einspeisen. Sie sind als Orte kollektiver Suche zu verstehen, d.h. es geht nicht darum, sich perfekt und ‚fertig‘ zu präsentieren, sondern die Gruppe zu nutzen, um in der eigenen Arbeit weiterzukommen. Bitte geben Sie bei der Anmeldung unbedingt an, ob Sie einen Beitrag leisten und nehmen Sie Kontakt zur jeweiligen Workshopleitung auf.

Folgende Workshops stehen zur Auswahl:

(bitte bei der Anmeldung einen Workshop auswählen!)

Workshop 1: Arbeit: bezahlt und unbezahlt (Prof. Dr. Sabrina Schmitt, IU Berlin)
Workshop 2: Materialitäten: Räume, Dinge und Technologien (Prof. Dr. Lotte Rose, Frankfurt UAS)
Workshop 3: Körper: Care und Gesundheit (Prof. Dr. Eva Tolasch Hochschule Fulda)
Workshop 4: Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt: Geschlecht, Sexualität, Identität und Begehren (Prof. Dr. Stefan Timmermanns, Frankfurt UAS)

Programm

09:30 – 10:00 Uhr: Get-together bei Kaffee und Tee
10:00 – 10:30 Uhr: Begrüßung und Vorstellungsrunde
10:30 – 11:30 Uhr: Keynote Prof. Dr. Yvonne Rubin (Jena)
„Anwendungsorientierte Forschung mit Geschlecht. Überlegungen zu Ausprägungen und Ansatzpunkten“
11:30 – 13:30 Uhr: Workshops Slot I
13:30 – 14:30 Uhr: Mittagspause
14:30 – 17:30 Uhr: Workshops Slot II
Ab 18:00 Uhr: Möglichkeit zum gemeinsamen Abendessen (Selbstzahler*innen)

Kosten: 25 Euro (inklusive Mittagessen)

nach der Anmeldung bitte überweisen an:
Frankfurt University of Applied Sciences
IBAN: DE10 5005 0000 0001 0064 85
BIC: HELA DE FF XXX (Frankfurt am Main)
Bank: Landesbank Hessen-Thüringen
Verwendungszweck: gFFZ-Autumn-School 2024, Name, Vorname

 

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann melden Sie sich bitte unter Angabe des gewünschten Workshops verbindlich bis 30. September 2024 an.

Workshops

Workshop 1: Arbeit: bezahlt und unbezahlt (Prof. Dr. Sabrina Schmitt, IU Berlin)

Der Workshop möchte Raum für konstruktive Diskussion und Empowerment sein und orientiert sich vor allem am Input der Teilnehmenden. Er richtet sich insbesondere an Forschende, die die Verknüpfung von (un)bezahlter Care-Arbeit und gesellschaftlichen Strukturen sowie Geschlechterkonstruktionen zum Gegenstand machen oder machen wollen. Dazu können beispielsweise Fragen nach der Bedeutung von (un)bezahlter Care-Arbeit im Wohlfahrtsstaat, der Verknüpfung von Theorien und Handlungsfelden Sozialer Arbeit mit der Kategorie Careoder nach Teilhabechancen von Care-Leistenden und Care-Empfangenden gehören.


Workshop 2: Materialitäten: Räume, Dinge und Technologien (Prof. Dr. Lotte Rose, Frankfurt UAS)

Mit dem ‚material turn‘ hat sich das sozialwissenschaftliche Verständnis zu den Dinglichkeiten der menschlichen Welt grundlegend verändert. Kulturell geschaffene und verwendete Objekte – z.B. Räume, Alltagsgegenstände, Technisches oder ästhetische Artefakte – werden als relevante Akteure begriffen, die Soziales hervorbringen und widerspiegeln. Dies schließt die Idee ein, dass Dingliches auch am Doing Gender beteiligt ist. Der Workshop will in das Theoriekonzept der materiellen Sozialität kurz einführen und Raum geben, anhand von empirischen Daten dem Doing Gender der Dinge nachzugehen.


Workshop 3: Körper: Care und Gesundheit (Prof. Dr. Eva Tolasch Hochschule Fulda)

Wie wirken gesundheitliche Care-Räume, -Architekturen (Kliniken etwa) oder -Techniken „unter der Haut“ (Duden 1987) und auf der Haut (etwa „Rassismus“-Klage bzgl. Blutsauerstoffmessgerät)? Welche Care-Praktiken lassen sich (nicht) in unterschiedlichen Feldern der Gesundheit (etwa bei der Säuglingsernährung oder die Abnehmspritze in der Gesundheitsökonomie und -förderung) rekonstruieren? Inwiefern sind Bilder von gesunden/kranken Personen verknüpft mit politischen, ökonomischen etc. Interessen (siehe Debatte über ‚Adipositaskrisen‘-Diskurs im Setting der Fat Studies) und führen zu Stigmatisierung und Diskriminierung der Betroffenen? Welche Rolle spielt das eigene Erleben – Frage von Self-Care und Wellbeing – im Forschungsprozess, wenn Forschung weh tut (etwa traumatische Lebensgeschichten im Interview)? Der Workshop bietet ausgehend von einem diversitätsbezogenen Standpunkt den Rahmen, um entlang solcher und anderer Fragen, Verkörperung als Vergeschlechtlichung bezogen auf soziale Praktiken, die mit Ein- und Ausschlüssen einhergehen, zu fokussieren. Soziale Praktiken verweisen hier auf Ermächtigung und Unterwerfung, auf Individuum und Gesellschaft, auf Sein und Werden. Dabei ist der Raum offen für Theoretisches, Methodo(log)isches oder Empirisches, aber auch für unterschiedliche Zugänge zum '(gelebten) Körper'.


Workshop 4: Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt: Geschlecht, Sexualität, Identität und Begehren (Prof. Dr. Stefan Timmermanns, Frankfurt UAS)

In diesem Workshop haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, die Themen Geschlecht, Sexualität, Identität und Begehren gemeinsam kritisch zu diskutieren. Zunächst wird ein kurzer Input zu den Studien „Wie geht’s euch?“ (2022) und „How are you?“ (2024) gegeben, die die Lebenssituation von queeren Menschen in Deutschland bzw. Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Bayern in erster Linie quantitativ untersuchen. Im Anschluss daran sind die Teilnehmenden eingeladen, eigene Forschungen zu den im Titel des Workshops genannten Themen zu diskutieren, aber auch solche, wo sich erst im Forschungsprozess die Bedeutsamkeit von Sexualität, Geschlecht oder Begehren in ihrer gesamten Bandbreite oder auch einzelnen Aspekten zeigen.

Kurzbiographien

Lotte Rose:
Professorin an der Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, Leitung des Gender- und Frauenforschungszentrums der Hessischen Hochschulen (gFFZ), Arbeitsschwerpunkte: Elternschaftsforschung, Essensforschung, Genderforschung, Fat Studies, Human Animal Studies, Ethnografie

Yvonne Rubin:
Altenpflegerin, Studium Pflege und Gesundheit (Bachelor) und Soziale Arbeit (Master), 2018 Promotion am hessischen Promotionszentrum Soziale Arbeit zu „Freiwilliges Engagement in ‚sorgenden Gemeinschaften‘. Eine geschlechterkritische Analyse ehrenamtlicher Care-Arbeit für ältere Menschen“, Mitglied in der Sektion Gender und Queer Studies in der Sozialen Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA), seit 2021 Professorin an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena für Soziale Arbeit.

Sabrina Schmitt:
Sabrina Schmitt ist Sozialpädagogin und lehrt seit 2024 an der IU Internationalen Hochschule Berlin als Professorin für Soziale Arbeit. Ihre Dissertation mit dem Titel „Care-Praxis zwischen Prekarität und Chance. Eine empirische Studie über die Rahmenbedingungen der Care-Praxis pflegender Angehöriger in einer entgrenzten Gesellschaft“ an der Universität Hildesheim hat Sabrina Schmitt 2021 abgeschlossen. Ihre Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Care, soziale Ungleichheit, Sozialpolitik, Sozialarbeits- und Geschlechterforschung.

Eva Tolasch:
Eva Tolasch ist Professorin für Qualitative Gesundheitsforschung und Intersektionalität am Fachbereich Gesundheitswissenschaften der Hochschule Fulda. In ihrer diskusanalytischen Dissertation hat sie sich im Feld von Recht und Gewalt mit normativen Bildern zur 'guten Mutter' auseinandergsetzt. Anschließend widmet sie sich der empirischen Subjektivierung in der Gesundheitspraxis (Säuglingsernährung und Dicksein). Ihre Forschungsschwerpunkte sind qualitative Verfahren, Geschlecht, Care, Mutterschaft, Gewalt, Körper(gewicht) und Säuglingsernährung hinsichtlich sozialer Ungleichheiten.

Stefan Timmermanns:
Erziehungswissenschaftler, Sexualpädagoge, Mitarbeiter bei pro familia und der Deutschen Aidshilfe. Seit 2016 Professur für Sexualpädagogik und Diversität in der Sozialen Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences, Forschungen zu schwul-lesbische Aufklärungsprojekten in Schulen, Antidiskriminierung, Biografien queerer Jugendlicher und Gesundheit von LSBTQI*-Menschen.

Zentrale WebredaktionID: 14294
letzte Änderung: 18.09.2024