Alters-CM3 – Case Management bei Drogenabhängigkeit im Alter
Netzwerk: Prof. Dr. Martin Schmid und Mitarbeiterinnen, Hochschule Koblenz, Prof. Dr. Tanja Hoff und Mitarbeiterinnen, Katholische Hochschule Köln, Prof. Dr. Irmgard Vogt, Institut für Suchtforschung Frankfurt an der Frankfurt University of Applied Sciences.
Projektbeschreibung
Menschen, die von illegalen Drogen wie Heroin abhängig sind, werden in Deutschland heute deutlich älter, als dies früher angenommen wurde. Eine Ursache hierfür ist die Substitutionsbehandlung und die insgesamt gut ausgebaute medizinische und psychosoziale Versorgung Drogenabhängiger. Allerdings geht damit auch eine Verschiebung der Problemlagen einher. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass ältere Drogenabhängige nicht nur in erheblichem Ausmaß gesundheitlich und psychosozial belastet sind, sondern auch früher als andere von altersbedingten Problemen wie Mobilitätseinbußen und Pflegebedarf betroffen sind. In den nächsten Jahren wird die Zahl der älteren Drogenabhängigen mit Pflegebedarf und alterskorrelierten Erkrankungen erheblich ansteigen. Für häusliche Pflege fehlt in den meisten Fällen das erforderliche familiäre Umfeld. Die somatische und psychiatrische Multimorbidität der Zielgruppe, häufige Behandlungsabbrüche und Wiederaufnahmen, Exklusionserfahrungen durch langjährigen Drogenkonsum sowie die soziale Isolation vieler älterer Drogenabhängiger erschweren eine angemessene Versorgung zusätzlich. Mangels entsprechender Erwerbsbiographien fehlen oft Ansprüche an Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung, sodass die Kosten hierfür größtenteils auf die Kommunen zukommen werden.
Im Mittelpunkt des Projektes Alters-CM3 steht deshalb die Organisationen angemessener ambulanter (und bei Bedarf auch stationärer) Versorgungsstrukturen durch eine stärkere Vernetzung und Kooperation zwischen Drogen- und Suchthilfe, Altenhilfe und Pflege sowohl auf der Einzelfallebene als auch auf der Ebene der lokalen Versorgungssysteme. Die beiden Hochschulen haben hierzu drei Module entwickelt. Zunächst soll in den drei Modellregionen (Frankfurt am Main, Koblenz und Köln/Düsseldorf) eine Bedarfserhebung zu den Versorgungsbedarfen älterer Drogenabhängiger durchgeführt werden. In einem zweiten Modul geht es um die Analyse und Optimierung der kommunalen und lokalen Vernetzung zwischen diesen Diensten und Anbietern. Auf diese Erhebungen aufbauend soll dann ein auf die Zielgruppe der älteren Drogenabhängigen zugeschnittenes Manual für ein fallbezogenen Case Management erarbeitet werden, das – nach entsprechenden Schulungen – in den Modellregionen erprobt und evaluiert werden soll. Zur Umsetzung dieser Projektidee wird intensiv mit Praxispartnern aus den drei Modellregionen kooperiert.
Die Erstellung, erfolgreiche Erprobung und Veröffentlichung eines Manuals für Case Management mit älteren Drogenabhängigen sowie die Verbesserung der Kooperations- und Netzwerkstrukturen zwischen Drogenhilfe, Altenhilfe und Pflege soll die Versorgung älterer Drogenabhängiger und deren Lebenssituation verbessern. So können notwendige Unterstützungsleistungen für diese Zielgruppe effektiver und effizienter und mit weniger Reibungsverlusten erbracht werden. Arztpraxen, Pflegedienste und Drogenhilfeeinrichtungen werden bei der Erbringung ihrer Dienstleistungen unterstützt und entlastet und älteren Drogenabhängigen werden die Leistungen der unterschiedlichen Hilfesysteme besser erschlossen.
Projektleitung pro Standort:
Prof. Dr. Martin Schmid, Hochschule Koblenz, http://hs-koblenz.de/alters-cm3
Prof. Dr. Tanja Hoff, Katholische Hochschule NRW, Abt. Köln
Laufzeit: 01. 11. 2014 bis voraussichtlich 30. 10. 2017
Finanzielle Förderung: BMBF
Im WiSe 2021/22 startet der Master-Studiengang "Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe M.A." an der Frankfurt University of Applied Sciences.
E-learning on prison health are offered under: HarmReduction.eu
Der jährlich erscheinende "Alternative Drogen- und Suchtbericht" wird u.a. mit Mitarbeiter*innen des ISFF als mitverantwortliche Redakteur*innen erstellt. Unter alternativer-drogenbericht.de können Sie die kompletten Berichte einsehen und herunterladen.
Aktuell ist der 11. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2024