Organisierte Kriminalität zwischen virtuellem und realem Drogenhandel (DROK)
Teilvorhaben: Illegale Drogenmärkte– Erfahrungen und Erkenntnisse von ExpertInnen der Strafverfolgungs- und Justizbehörden und inhaftierten Drogenkonsumenten/Drogenkonsumentinnen
Projektleitung: Prof. Dr. Heino Stöver
Mitarbeiter_innen am ISFF: Anna Dichtl M.A., Niels Graf M.A.
Kooperationspartner_innen: Goethe-Universität Frankfurt am Main, FB 04, Centre for Drug Research (CDR); Universität zu Köln, Institut für Kriminologie (IfK); Akademie der Polizei Hamburg (AdP); sowie vier Partner_innen des österreichischen Partnerverbundes VIDRO
Laufzeit: 11.2014-10.2016
Finanzielle Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Berichte für den Auftraggeber: Endbericht, Fachartikel
Zum Stichtag 31.03.2010 befanden sich über 60.000 Strafgefangene und Sicherheitsverwahrte in deutschen Einrichtungen des Freiheitsentzugs (Statistisches Bundesamt, 2010b). Von diesen wurden insgesamt 8.880 Personen, also rund 15 % aller Inhaftierten, aufgrund eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) verurteilt. Experten schätzen, dass in Deutschland aktuell etwa 30 % aller männlichen und mehr als 50 % aller weiblichen Gefangenen intravenös konsumierende Drogenabhängige sind (Lesting & Stöver, 2012; vgl. entsprechende Daten in der Übersichtsarbeit von Fazel et al. 2006). Man muss also davon ausgehen, dass Drogenkonsum in Gefängnissen ein massives Gesundheitsproblem für viele Gefangene darstellt, dem sowohl mit Präventions-, Beratungs-, als auch mit Behandlungsangeboten sowie Projekten zur Schadensminimierung begegnet werden muss. Opiatkonsum stellt das größte Gesundheitsproblem im Vollzug dar, weil mit ihm mehrere andere Gesundheitsrisiken assoziiert sind: Infektionsübertragungen (HIV, HCV, HBV) durch intravenöse Applikationsformen, Überdosierungen etc. Mit der Beschaffung und dem Konsum einhergehend sind Schulden, Abhängigkeiten, Erpressungen, Gewalt, sexuelle Dienstleistungen etc. – Phänomene, die den Behandlungsvollzugsanspruch des deutschen Justizvollzugssystems vor große Herausforderungen stellen. Wie sich die Kette der Gewinnabschöpfung bis in den lokalen Straßenhandel und zum schließlichen Abnehmer darstellt, ist in der Literatur über Drogenhandel nicht oder nur unzureichend beschrieben. Hier ist es interessant, auf lokaler Ebene (Stadt Frankfurt am Main) im Allgemeinen und für den Handel mit Heroin im Besonderen zu analysieren, welche Handelsstrukturen beschreibbar sind, wie sich die Handelssituation über die Jahre aus Sicht der handelnden Akteur_innen entwickelt hat, und insbesondere wie die Verbindung von der Organisierten Kriminalität bis hin zum ‚Ameisenhandel‘ und den Endverbraucher_innen organisiert ist. Dies soll im Forschungsprojekt durch Interviews mit inhaftierten Konsumierenden, Beamt_innen der Polizei (Polizei Frankfurt, LKA, BKA), Staatsanwaltschaften und Vertreter_innen von Gerichten erhoben werden. Das qualitativ ausgerichtete Kooperationsprojekt mit Verbundpartner_innen in Deutschland und Österreich geht so der Frage nach, ob und inwiefern illegale Drogenmärkte innerhalb und außerhalb von Justizvollzugsanstalten mit der organisierten Kriminalität verflochten sind und inwiefern sich hieraus Risiken für Bürger_innen sowie Konsumierende ergeben. Die Politik wird die Projektergebnisse auswerten, um zu überprüfen, inwieweit ausgeweitete Substitutionsprogramme einschließlich einer noch zu etablierenden Heroinvergabe in deutschen Gefängnissen den Markt z.T. ‚austrocknen‘ könnten, d.h. die Nachfrage nach illegalen Drogen legal, gesundheitsmedizinisch kontrolliert, senken könnten. Um diese Verwertung zu initiieren wird das ISFF den politisch Verantwortlichen im Strafvollzug und der Polizei gezielte Vorschläge unterbreiten sowie ausgewählte Ergebnisse durch Artikel in deutsch- und englischsprachigen Fachzeitschriften verbreiten.
- Analyse von Online-Foren und Darknetmärkten
Dr. phil. Gerrit Kamphausen - Online-Befragung zum Erwerb von illegalen Drogen
Dr. phil. Gerrit Kamphausen - Konsumierendenperspektive auf Handel im Darknet - Ergebnisse aus face-to-face Interviews zu Erfahrungen mit dem Kauf von Drogen im Internet
Irene Schmutterer - Sichtweisen der ExpertInnenauf materielle Handelsstrukturen
Dr. Nicole Bögelein, M. A. Niels Graf - Der Handel mit Cannabis und Opiaten in Justizvollzugsanstalten-Ergebnisse der IfK- und ISFF-Teilvorhaben: Illegale Drogenmärkte (außer- und innerhalb von JVA)
Dr. Nicole Bögelein, M.A. Niels Graf - Organisierte Kriminalität: Kontextualisierung des Forschungsgegenstandes
Prof. Dr. iur. Frank Neubacher M.A. - Virtueller Drogenhandel (VIDRO) – Eine neue Herausforderung bei der Bekämpfung Organisierter Kriminalität
Dr. Meropi Tzanetakis, Tanja Bukac - Grundlagen des polizeilichen Blicks auf Drogen
Prof. Dr. Rafael Behr & Svea Steckhan - Polizeiliche Perspektiven zu Drogen und Drogenkriminalität
Prof. Dr. Rafael Behr & Svea Steckhan - Forschungsverbund DROK: Social Supply und Drogenkleinhandel
Dr. Bernd Werse & Dirk Egger - Organisierte Kriminalität zwischen virtuellem und realem Drogenhandel - Handlungsempfehlungen
Dr. Bernd Werse & Prof. Dr. Heino Stöver
Im WiSe 2021/22 startet der Master-Studiengang "Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe M.A." an der Frankfurt University of Applied Sciences.
E-learning on prison health are offered under: HarmReduction.eu
Der jährlich erscheinende "Alternative Drogen- und Suchtbericht" wird u.a. mit Mitarbeiter*innen des ISFF als mitverantwortliche Redakteur*innen erstellt. Unter alternativer-drogenbericht.de können Sie die kompletten Berichte einsehen und herunterladen.
Aktuell ist der 10. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2023