SOLID
Social work and strengthening of NGOs in development cooperation to treat drug addiction
Projektbeschreibung
SOLID ist ein vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) im Rahmen des Förderprogramms exceed (Hochschulexzellenz in der Entwicklungszusammenarbeit) gefördertes internationales Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit Universitäten, die Soziale Arbeit/Sozialmedizin unterrichten, in Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und der Volksrepublik China. Zentralasien/China wird mit einer wachsenden Drogenproblematik konfrontiert. Die Nachbarregion zu Afghanistan ist zunehmend mit dem Schmuggel von Opium, Heroin und Cannabis und neuerdings NPS konfrontiert und mit einer wachsenden Zahl von Drogenabhängigen, insbesondere injizierenden Heroinabhängigen. Das Drogenproblem ist nicht nur ein gesundheitliches Problem, sondern gleichzeitig Metapher für wachsende Instabilität, Korruption und die Unterminierung volkswirtschaftlicher Stabilität. In Zentralasien ist die Prävalenz des Opioidkonsums doppelt so groß wie in Europa, in China gibt es fast 5 Mio. Opioidkonsument*innen, noch immer eine geringe Zahl bezogen auf die Gesamtbevölkerung, aber ein enormes Problem für das Gesundheitswesen. Es gibt zu wenige Angebote für Hilfen. Das Personal ist qualifiziert und hoch motiviert, aber besteht fast nur aus Medizinern. Soziale Arbeit mit Drogenabhängigen, als zentraler Bestandteil der Hilfen (in Deutschland) wird weder in der universitären Ausbildung, noch in der Praxis, angeboten. Das Wohlergehen von Betroffenen hängt auch ab von den psychosozialen Hilfsangeboten und vom Abbau von Stigmatisierung und Marginalisierung, sodass insbesondere Maßnahmen der Sozialen Arbeit eine wichtige Komponente im Umgang damit darstellt. Das Forschungsprojekt knüpft an bisherige Forschungsprojekte des Instituts für Suchtforschung (siehe auch CADAP und InBeAIDS) an, die bereits eine erfolgreiche Zusammenarbeit sowie wichtige Ergebnisse in Kooperation mit den teilnehmenden Ländern in Zentralasien hervorgebracht haben.
Das Forschungsprojekt zielt auf einen fachlichen Austausch zwischen deutschen und den zentralasiatischen/chinesischen Partneruniversitäten ab, und orientiert sich dabei an SDG-Zielen (Sustainable Development Goals) im Rahmen einer verbesserten Entwicklungszusammenarbeit – insbesondere den Zielen 3 Gesundheit und Wohlergehen („Gesundheit ist Ziel, Voraussetzung und Ergebnis von nachhaltiger Entwicklung“) und 4 hochwertige Bildung („Im postsowjetischen Zentralasien, als auch in China, ist hochwertige (Aus-)Bildung ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen. Für den Bereich der Prävention und Behandlung von Suchterkrankungen jedoch gibt es zu wenige spezifische Ausbildungsmöglichkeiten“) und strebt eine Stärkung der Hochschulkooperationen in und zwischen diesen Ländern an. Die beteiligten Universitäten/Forschungseinrichtungen werden ihr fachliches Profil in Lehre und Forschung im Sinne der Agenda 2030 schärfen. Langfristig werden Absolvent/-innen durch ihr Studium in praxisorientierten und dem Stand der Wissenschaft entsprechenden Studiengängen „Soziale Arbeit“ (oder verwandte Bezeichnungen etwa im Gesundheitsbereich) für die Übernahme verantwortungsvoller Positionen qualifiziert.
Das Forschungsprojekt basiert auf sieben konkreten Maßnahmen, um die Projektziele zu erreichen. (1) Es werden Forschungsprojekte (Dissertationen) von insgesamt 17 Doktorand*innen (jeweils 3 in den Ländern der Projektpartner*innen und 2 in Deutschland) gefördert und damit die Möglichkeit eines universitären Netzwerkes sowie gemeinsamer Forschungsaktivitäten mit dem Fokus auf Soziale Arbeit im Rahmen der Drogen- und Suchthilfe geschaffen. (2) Hierfür werden die Nachwuchswissenschaftler*innen im Rahmen eines einmonatigen Aufenthalts in Frankfurt am Main und Berlin eine Forschungsgruppe bilden und diesen für benötigte Feldforschung im Rahmen der Dissertation nutzen. (3) Weiterer Austausch wird durch die gemeinsame Festlegung von Forschungsschwerpunkten und (4) durch organisierte Projekttreffen und -konferenzen in allen beteiligten Ländern unter Beteiligung von 5 Post-Doc Mitarbeiter*innen im Projektzeitraum ermöglicht. (5) Es wird eine Projekthomepage erstellt (solid-exceed.org), die E-Learning Kurse, Informationen zu Projektthemen sowie einen Austausch mit anderen Sozialarbeitenden ermöglichen soll. (6) Das Kurrikulum des Masterstudiengangs „Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe“ der Frankfurt University of Applied Science soll an die Bedarfe der Projektländer angepasst und dort implementiert werden. (7) Die Nachwuchswissenschaftler*innen werden an den jeweiligen Universitäten Lehrangebote für Studierende der Sozialen Arbeit anbieten.
Die erwarteten Ergebnisse der Forschungskooperationen werden zum Auf- und Ausbau großer regionaler Netzwerke beitragen. Gleichzeitig soll die Expertise im Rahmen der universitären Antworten auf das Problem der Drogenabhängigkeit/-therapie die gesundheitliche Diskussion in diesen Staaten stärken unter Einbeziehung von Politik und Zivilgesellschaft (v. a. NGOen).
Laufzeit: 01.01.2020 – 31.12.2024
Förderer: Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD), finanziert durch das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Förderprogramm: Hochschulexzellenz in der Entwicklungszusammenarbeit (EXCEED)
Projektleitung
Prof. Dr. Heino Stöver; Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich “Soziale Arbeit und Gesundheit“
Institut für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences
Projektpartner*innen
Bishkek State University www.bhu.kg
Eurasian National University Nur Sultan www.enu.kz
Bukhara State Medical Institute bsmi.uz
Shanghai Mental Health Centre Jiao Tong University en.sjtu.edu.cn
Mitarbeitende am ISFF
Prof. Dr. Heino Stöver, Dr. Ingo Ilja Michels, Dr. Aysel Sultan, Anna Dichtl, Daniela Jamin
Gesamtvolumen des Projekts: 3.607.811,00 €
Im WiSe 2021/22 startet der Master-Studiengang "Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe M.A." an der Frankfurt University of Applied Sciences.
E-learning on prison health are offered under: HarmReduction.eu
Der jährlich erscheinende "Alternative Drogen- und Suchtbericht" wird u.a. mit Mitarbeiter*innen des ISFF als mitverantwortliche Redakteur*innen erstellt. Unter alternativer-drogenbericht.de können Sie die kompletten Berichte einsehen und herunterladen.
Aktuell ist der 11. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2024