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European Areas of Solidarity (EASY)

Das internationale Forschungsprojekt European Areas of Solidarity (EASY) befasst sich mit solidarischen Stadtkonzepten in Europa mit besonderem Augenmerk auf das Leuchtturmprojekt Züri City Card in der Schweiz. Das multiperspektivische Projekt analysiert einerseits die Bedürfnisse irregulärer Migrant:innen und deren Vorstellungen von einer solidarischen Stadt, andererseits untersucht es Strategien und Konzepte solidarischer Städtebündnisse. Es verfolgt dabei einen qualitativ-empirischen Ansatz mit partizipativen Elementen gemeinsam mit internationalen Praxispartner:innen.

Förderung: Gerda Henkel Stiftung - Sonderprogramm Flucht

Projektzeitraum: 01.03.2024 – 28.02.2026

Ausgangslage

Spätestens seit dem „langen Sommer der Migration“ 2015 erleben wir eine ambivalente gesellschaftliche Dynamik zwischen Solidarisierungen und Endsolidarisierungen in Europa: Solidarität und Engagement für geflüchtete Menschen treffen auf Rassismus, Rechtsextremismus, Antimuslimischen Rassismus und Antisemitismus, was zu einer Verschiebung von einer proklamierten "Willkommenskultur" hin zu verstärkten europäischen Abschottungspolitiken führt. Angesichts dieser Gemengelage gewinnen Konzepte und Praktiken der Solidarischen Stadt an Bedeutung. Solidarische Städte (solidarity cities) basieren auf dem Konzept von sanctuary cities aus Nordamerika und teilen die gemeinsame Überzeugung, alle Stadtbewohner:innen unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus und anderen Diversitätsdimensionen als gleichberechtigte Akteur:innen im urbanen Raumen anzuerkennen und ihnen Teilhabe zu ermöglichen. Dafür setzen Solidarische Städte verschiedene Strategien ein, wie z. B. Stadtausweise, mit denen sich alle Bewohner:innen gegenüber lokalen Behörden ausweisen und Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen erlangen können, unabhängig davon, ob sie einen regulären Aufenthaltstitel haben oder nicht.

Auf dem europäischen Kontinent ist vor allem die Stadt Zürich als Leuchtturmprojekt einzuordnen: Angestoßen durch das Engagement solidarischer Allianzen hat der Zürcher Stadtrat im Oktober 2018 beschlossen, einen Stadtausweis nach nordamerikanischem Vorbild – die Züri City Card – einzuführen. Die Züri City Card soll als Ausweisdokument Zugang zu städtischen Dienstleistungen und kulturellen Angeboten ermöglichen. Auf das Votum des Stadtrats folgten eine mehrjährige Debatte sowie eine Volksabstimmung im Mai 2022, bei der sich die Mehrheit der Zürcher:innen für die Karte aussprach und damit den Umsetzungsprozess einleitete. Das Forschungsprojekt setzt an dieser Schaltstelle an.

Forschungsfragen

  • Welche Konzepte und Strategien für die Umsetzung solidarischer Städte gibt es in Europa unter besonderer Berücksichtigung der Stadt Zürich?
  • Welche Bedürfnisse artikulieren Menschen mit irregulärem Aufenthaltsstatus und welche Ansatzpunkte und Wünsche schlagen sie für die konzeptionelle Umsetzung solidarischer Stadtkonzepte vor?
  • Welche sozialarbeiterischen Verzahnungen zeigen sich in der Konzipierung und Umsetzung solidarischer Stadtkonzepte?

Projektziele

  • Erweiterung des Forschungsstands zu solidarischen Städten in Europa, ausgehend von dem Leuchtturmprojekt in Zürich
  • Zusammenbringen von Menschen mit irregulärem Aufenthaltsstatus, Praxispartner:innen und Wissenschaft in einem partizipativen Forschungsansatz
  • Partizipative Erarbeitung einer Open-Access-Broschüre gemeinsam mit Partner:innen aus der D-A-CH Region mit konzeptuellen Ansatzpunkten sowie Umsetzungsbeispielen und Visionen für die urbane solidarische Praxis
  • Beitrag zu einem inklusiven, solidarischen Europa in einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spaltung

Theoretischer Bezugsrahmen

Urban citizenship, Inklusion und Exklusion, postmigrantische Perspektiven, Solidarität, stadtsoziologische Zugänge, Popular Social Work, Kritische Soziale Arbeit

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Aktivitäten

  • Im September 2024 war das EASY-Team zum einen auf der 8. Jahrestagung zur Migrationsforschung in Österreich (Programm (oeaw.ac.at)) an der Universität Innsbruck und zum anderen auf der 5. Konferenz des Netzwerks Fluchtforschung – Netzwerk Fluchtforschung an der Universität Bonn mit je einem Panel repräsentiert. 
    Auf den interdisziplinären Konferenzen wurden Perspektiven aus der Solidaritätsforschung mit postmigrantischen Zugängen und Agency- und Vulnerabilitätstheorien verzahnt.

  • Am Montag, den 22. Juli 2024, fand die Online-Veranstaltung des Projektteams "European Areas of Solidarity" (EASY) zum Thema "Forschungsethik in der Fluchtmigrationsforschung und im Forschungsfeld 'Solidarische Stadt'” statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten zunächst einen Einblick in die Forschungspraxis, gefolgt von einer lebhaften Diskussion über die Herausforderungen und offenen Fragen der Forschungsethik. Zudem wurden die forschungsethischen Prinzipien der Deutschen Gesellschaft für Sozialarbeit (DGSA) behandelt. Nach einer Pause bereicherte Prof.in Dr.in Ulrike Krause aus Münster die Veranstaltung mit einem Expertenimpuls, gefolgt von einem Austausch mit dem Projektteam. Die Veranstaltung bot wertvolle Einblicke und förderte einen intensiven Dialog über ethische Fragestellungen in der Forschung.

  • Die Projektteammitglieder Songül Can, Nadja Shkirat und Johanna Hofmann waren vom 03.-04. Mai 2024 für den Start der Feldphase und Netzwerkarbeit in Zürich. Sie nahmen an einem Vernetzungstreffen zum Thema „Stadtausweise und urban citizenship in der Schweiz“ teil, bei dem unterschiedliche Akteur*innen, die sich mit Städten für alle in der Schweiz auseinandersetzen, zusammenkamen und sich austauschten. Neben dem Knüpfen wertvoller Kontakte konnten sie auch einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Stadt für alle – urban citizenship und Stadtausweise in der Schweiz“ beiwohnen, welche im Rahmen des Programms des 1.-Mai-Komitee Zürich stattfand. Erste Kontakte für Interviews wurden geknüpft, Informationsblätter zum Projekt EASY verteilt und Flyer für die Forschung mit Sans-Papiers verbreitet. Nadja Shkirat und Johanna Hofmann durften außerdem das Projekt EASY in einem Deutschkurs der Autonomen Schule Zürich den anwesenden Migrant:innen vorstellen.
  • Die Doktorandin und Stipendiatin Johanna Hofmann (Forschungsprojekt „European Areas of Solidarity“, Förderung: Gerda Henkel Stiftung) hat in Ostrava, Tschechien, den Award für „the best conference paper“ auf der 17th International Spring School of Social Work for Master's and PhD Students gewonnen. Wir gratulieren freudig und sehr herzlich! Die Konferenz wurde organisiert vom European Research Institute for Social Work (ERIS) und fand vom 17.4. bis 19.4.2024 in Ostrava, Tschechien, statt. Der Titel des Vortrags lautete: Urban Solidarity Concepts from the Perspective of Irregular Migration: An Ethnographic Research Based on the Case Study of the Züri City Card.
  • Das Kick-off des von der Gerda Henkel-Stiftung geförderten Drittmittelprojekts „European Areas of Solidarity“ (EASY) hat vom 4.4.24 bis 6.4.24 an der Frankfurt UAS stattgefunden. Erforscht werden solidarische Stadtallianzen in der D-A-CH-Region mit einem besonderen Fokus auf die Züri City Card in der Stadt Zürich. Wir freuen uns über Vernetzung mit Kolleg*innen mit thematisch verwandten Themen.
  • Schmitt, C./Hill, M./Hofmann, J. (i.E.): A solidarity city for everyone. Postmigrantist inclusion epitomised by the Zuri City Card. In: Sievers, W./Bauböck, R./Czaika, M./Kraler, A. (Hrsg.): Crossing Borders: Migration in globalen und lokalen Kontexten. ÖAW: Wien.
  • Schmitt, C. (2024): Solidarische Emotionsräume. Zur Kunst der Solidarität. in: Mertlitsch, K./Hipfl, B./Kumpusch, V./Roeseling, P. (Hrsg.): Intersektionale Solidaritäten. Beiträge zur gesellschaftskritischen Geschlechterforschung. Barbara Budrich: Opladen/Berlin/Toronto, 269-292.
  • Hill, M./Schmitt, C. (2023): Solidarität in einer Stadt für alle. Skizzierungen einer urbanen Vision am Beispiel der Züri City Card. In: Bukow, W.-D./Rolshoven, J./Yildiz, E. (Hrsg.): (Re-)Konstruktionen von lokaler Urbanität. VS: Wiesbaden, 247-262.
  • Schmitt, C. (2023): Solidarity Cities. Urban Citizenship und Artivismus als Praxis inklusiver Solidarität. In: Lohrenscheit, C./Schmelz, A./Schmitt, C./Straub, U. (Hrsg.): Internationale Soziale Arbeit und soziale Bewegungen. Nomos: Baden-Baden, 121-142.
  • Schmitt, C. (2023): Solidarische Beziehungen in der Stadt. Von Stadtausweisen, Artivism und Popular Social Work. In: Sozialmagazin. Die Zeitschrift für Soziale Arbeit 48 (1/2), 72-81.
  • Hill, M./Schmitt, C. (2021): Solidarity Cities. Auf dem Weg zu einer neuen „Weltsolidargesellschaft“? In: Sozialmagazin. Die Zeitschrift für Soziale Arbeit 46 (7/8), 33-41.
  • Hill, M./Schmitt, C./Witte, M.D. (Hrsg.) (2021): Special Issue: Solidarität. Sozialmagazin. Die Zeitschrift für Soziale Arbeit 46 (7/8).
  • Hill, M./Schmitt, C. (Hrsg.) (2021): Solidarität in Bewegung. Neue Felder für die Soziale Arbeit. Band 44. Series „Grundlagen der Sozialen Arbeit“. Schneider Verlag Hohengehren: Baltmannsweiler.
  • Panel „Postmigrantische Bildung und solidarische Praxen“, 8. Jahrestagung zur Migrationsforschung in Österreich, 18.-20.09.2024, Universität Innsbruck (Hill, M./Lintner, C./Oberprantacher, A./Schmitt, C.)
  • Panel „Agency in solidarischen Allianzen“ des Arbeitskreises Flucht, Agency und Vulnerabilität, 5. Konferenz des Netzwerks Fluchtforschung, Regionale und lokale Antworten auf globale Fluchtbewegungen: Kontexte, Herausforderungen, Lösungen, 16.09.-18.09.2024, Bonn (Donlic, J./Hofmann, J./Schmitt, C./Schmitz, A. u.w.)
  • Sommersemester 2024: Modul 1-2: Soziale Arbeit mit Schreibwerkstatt; Thema: Solidarische Sozialräume, Bachelorstudiengang Soziale Arbeit, Frankfurt University of Applied Sciences (Dozentin Schmitt, Gastvortrag Hofmann)

Kontakt

Leitung
Caroline Schmitt
Professorin für Ecosocial Work and Care
Frankfurt University of Applied Sciences
caroline.schmitt(at)fb4.fra-uas.de

Co-Leitung
Marc Hill
Professor für postmigrantische Studien
Universität Innsbruck
marc.hill(at)uibk.ac.at

Doktorandin
Johanna Hofmann
johanna.hofmann(at)fb4.fra-uas.de

Doktorandin
Songül Can
songuel.can(at)student.uibk.ac.at

Kooperationspartner.innen

Switzerland 
Bea Schwager, Verein Züri City Card & Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich (SPAZ) 

Austria 
Bettina Pirker & Martin Diendorfer, Kärnten andas 

Germany 
Christoph Johannsen, Ökumenische Arbeitsstelle Migration und Asyl des  Ev.-Luth. Kirchenkreises Hamburg-Ost 

Förderung

Zentrale WebredaktionID: 13869
letzte Änderung: 16.10.2024