Forschungsprojekt „Die Lebenssituation von gewaltbetroffenen Frauen mit und ohne Psychiatrieerfahrung im Frauenhaus – eine intersektionale Betrachtung“
Gefördert durch den Schwerpunkt „Frauen- und Geschlechterforschung“ des Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst.
Das Anliegen ist zu untersuchen, wie Frauen* ihre Situation im Frauenhaus wahrnehmen. Frauen* mit Psychiatrieerfahrungen sind nach wie vor gesellschaftlichen Stigmatisierungen ausgesetzt. Nicht selten ist das Frauenhaus nach einem Psychiatrieaufenthalt die erste Anlaufstelle und damit oft die einzige Übergangslösung vor dem Bezug einer eigenen Wohnung oder einer betreuten Wohnform.
Eine Pilotstudie wird bereits seit 2015 mit den Autonomen Frauenhäusern in Schleswig-Holstein– gemeinsam mit Lena Oeverdiek Pädagogin (M.A.) Frauenhaus Ostholstein, Melinda Carstensen Sozialpädagogin (Dipl.) Frauenhaus Neumünster, Prof. Dr. Kathrin Schrader Frankfurt University of Applied Sciences und Prof. Dr. Christiane Micus-Loos CAU zu Kiel – durchgeführt.
Frauenhäuser arbeiten mit einem feministischen parteilichen Ansatz. Sie lehnen die Individualisierung von Gewalterfahrungen ab und hinterfragen hierarchische Geschlechterverhältnisse mit dem Ziel sie zu verändern. Das Forschungsprojekt knüpft an diesen feministischen Anspruch auf politische Veränderung und Sensibilisierung für Geschlechterungleichheiten an. In der Konzeption des Forschungsprojektes wird berücksichtigt, dass Frauenhausmitarbeiter*innen in ihrem beruflichen Alltag oft mit verschiedenen, untereinander verwobenen Ungleichheitskategorien und Diskriminierungsmechanismen konfrontiert werden. Für das Forschungsprojekt heißt das, dass die Gewalt in einem intersektionalen Kontext betrachtet wird.
Inhalt des Forschungsprojektes ist es nicht nur subjektive Gewalterfahrung zu analysieren, sondern auch Handlungsfähigkeit herauszuarbeiten. Die Sichtweise auf Gewaltbetroffene als passive Opfer wird radikal in Frage gestellt, im Forschungsprojekt werden Kategorisierungen hinterfragt und kritisch weiterentwickelt. Die Stigmatisierung von Frauen durch die Zuschreibung „psychisch krank“ und die daran anschließende Diagnostik wird abgelehnt, da wir davon ausgehen, dass die Grenzen zwischen einer Traumatisierung durch strukturelle Gewalt und einer gesellschaftlichen Diagnose fließend sind.
Als Ergebnis unserer Forschungsarbeiten werden wir die praxisrelevanten Erkenntnisse für die professionelle Arbeit im Frauenhaus in Form eines Handbuches aufbereiten, das ein Curriculum zur antikategorialen Bildungsarbeit in Frauenhäusern beschreibt.
Voraussichtliche Laufzeit bis 31.01.2020.
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Theresa Böhm staatlich anerkannte Sozialarbeiterin (B.A.)
Julia Schmidt staatlich anerkannte Sozialarbeiterin (B.A.)