Eine offene Willkommenskultur für alle Geschlechter
Frankfurt UAS erhält Förderung des HMSI-Programms „Landesprojekte für Akzeptanz und Vielfalt“ für das Projekt „Trans*sensible Hochschulverwaltung und Lehre“
Trans*-, Inter* und nichtbinäre Personen (TIN*), das heißt Menschen, die sich nicht mit dem ihnen zugeordneten Geschlecht identifizieren oder solche, die nicht binär männlich oder weiblich sind, erleben ihre Orientierungs-, Entscheidungs- und Coming-Out- Prozesse nicht selten während der Zeit ihrer Berufsorientierung. Sie sind gezwungen, oft gegen Abwertung und Widerstand von außen, meist allein und ohne die für junge Menschen wichtige Peer-Group-Unterstützung, ein eigenes Selbstbild zu entwickeln. Damit einhergehende Diskriminierungserfahrungen können zu Brüchen in der Bildungs- und Berufsbiografie führen, die sich negativ auf die psychische und physische Gesundheit der betroffenen Personen auswirken.
Unsere Hochschule versteht sich als Ort der Vielfalt, an dem alle Personen willkommen sind – unabhängig ihres Geschlechts und ihrer sexuellen Orientierung. Diesem Anspruch gerecht zu werden bedeutet Rahmenbedingungen zu schaffen, die es allen Hochschulmitgliedern ermöglichen, ihre Identität frei zu leben.
Um TIN*-Personen zu unterstützen und auf ihre Bedarfe einzugehen, erhält die Stabsstelle Diversity der Frankfurt UAS eine Förderung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration (HMSI) im Rahmen des Programms „Landesprojekte für Akzeptanz und Vielfalt“. Gefördert wird die Entwicklung von Konzepten die aufzeigen, wie Verwaltungsstrukturen und Lehre an der Frankfurt UAS sensibel für die Zielgruppe Trans*, Inter* und nichtbinäre Personen aller Statusgruppen zu gestalten sind. Zur Umsetzung des Projekts kann die Stabsstelle Diversity externe Expertise beauftragen.
Konkrete Ziele sind zum einen administrative und (infra)strukturelle Hürden abzubauen: Noch werden bei vielen Verwaltungsvorgängen nur die Geschlechter „weiblich“ oder „männlich“ abgefragt, Namensveränderungen im Verlauf des Studiums oder des Beschäftigungsverhältnisses sind rechtlich voraussetzungsreich. Das Hantieren mit Ausweisen, Dokumenten, Namenslisten, etc. führt zu Irritationen, Nachfragen und Zwangsoutings. Auf vielen Toiletten, in Umkleideräumen sowie in Sport-Teams wird räumlich und sozial eine geschlechtliche Zuordnung verlangt. Dies kann betroffene Personen in Schwierigkeiten bringen, worauf sie mit persönlich belastenden Vermeidungsstrategien reagieren: „Ich habe es während meines Studiums weitgehend vermieden, persönlich an der Hochschule zu erscheinen“, lautet die Aussage einer betroffenen Person an der Frankfurt UAS. Durch verschiedene Anpassungen, wie der vereinfachten Änderung von Namen und Geschlecht in Dokumenten, der Auswahl weiterer Geschlechtseinträge in der Verwaltungs-Software, aber auch durch die Erweiterung des Bestandes an Uni-Sex Toiletten soll dem entgegengewirkt werden.
Des Weiteren sollen Angebote für Hochschulangehörige geschaffen werden, die das Verständnis für und den Umgang mit TIN* im Sinne einer offenen Willkommenskultur unterstützen – sowohl für Mitarbeitende, Lehrende als auch Studierende.
Neben sensibilisierenden Workshops für Hochschulmitarbeitende ist eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit geplant, um bereits bestehende Angebote an der Hochschule noch sichtbarer zu machen, wie die Beratung für queere Menschen durch die Beratungsstelle gewaltfreileben sowie die jährlichen Veranstaltungen zum IDAHOBITA ("Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter-, Trans- & Asexuellenfeindlichkeit“). Auch sollen Vernetzungs-Möglichkeiten geschaffen werden, bei denen der persönliche Austausch sowie die Unterstützung von TIN*Personen untereinander gefördert wird.
Dass entgegen der häufigen Annahme nicht wenige Studierende betroffen sind, zeigt sich an der aktuellen anonymen Studierendenbefragung: 3,4 % der Antwortenden haben auf die Frage nach ihrem Geschlecht entweder „divers“ oder „keine Angabe“ angekreuzt. Das hieße, dass über 500 Studierende an der Frankfurt UAS zu dieser Personengruppe gehören könnten. Es liegt daher nahe, dass eine Veränderung der institutionellen Gegebenheiten mit den passenden Willkommens-Signalen eine entsprechende Annahme geschaffener Angebote nach sich zieht.
Die genannten Ziele sind nur einige, die durch das Projekt „Trans*sensible Hochschulverwaltung und Lehre“ erreicht werden sollen.
Über den Fortschritt in diesem Projekt informieren wir Sie auf den Projektwebseiten sowie auf Confluence.
Hier finden Sie Hintergrundinformationen zum Thema TIN*Personen im Bildungssystem.
Auf der Seite Akzeptanz und Vielfalt in Fulda und Region finden Sie zehn Gründe, um über das Thema zu reden: Ein Beitrag der Hochschule Fulda im Rahmen des Projekts "Akzeptanz und Vielfalt in Fulda und Region".
Wenn Sie sich bei diesem Projekt einbringen möchten, melden Sie sich bitte hier: