Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht
Prof. Dr. Christian Thier, CFA, Professor für Finanzmärkte und Asset Management
ZIELE IM FOKUS
Anfang Dezember 2020 hat Dänemark – der größte Ölproduzent der EU – das Ende seiner Ölförderung beschlossen. Dieses Beispiel einer länger werdenden Liste von Staaten mit konkreten Klimazielen macht die wachsende Bedeutung des Klimawandels deutlich. Aber auch andere Nachhaltigkeitsaspekte wie z. B. faire Arbeitsbedingungen rücken stärker in den Blick der Öffentlichkeit.
Das Thema Nachhaltigkeit erfasst auch die Finanzmärkte mit hoher Geschwindigkeit. So ist sie ein Kriterium von vielen Investoren bei Investmententscheidungen. Auch der EU Actionplan on Sustainable Finance zielt darauf ab, nachhaltige Finanzmärkte zu fördern. Auf diese Weise sollen private Gelder für einen Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft mobilisiert werden.
Um Studierende für diese Themen zu sensibilisieren, haben wir in verschiedenen Studiengängen Lehrveranstaltungen zur Nachhaltigkeit eingeführt. Sie umfassen drei für den gesellschaftlichen Umgang mit Nachhaltigkeit wesentliche Punkte: 1. Die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache für Nachhaltigkeit. Dieser Punkt ergibt sich aus der Vielschichtigkeit und Ambiguität des Begriffs: Welches sind relevante Kriterien und wie können diese überprüft werden? 2. Investitionen in nachhaltigkeitsfördernde Projekte. Dies setzt Verständnis der Marktteilnehmer, wie z. B. Ratingagenturen, und eine Beurteilung der Auswirkungen auf die Rendite-Risiko-Eigenschaften voraus. 3. Die Reflexion des eigenen Verhaltens, was Nachdenken über ethische Verpflichtungen erfordert.
Dementsprechend wird in den Lehrveranstaltungen zunächst eine Einführung in ethisches Argumentieren gegeben, wobei ethische Fragestellungen auf Basis philosophischer Ethiktheorien thematisiert werden. Dabei stehen Diskussionen der Studierenden im Vordergrund. Beispielsweise zu der Frage: Welche Verantwortung trägt ein Investor für Unternehmungen, die er finanziert? Dieses Konzept arbeitet sehr gut, und es sind intensive Diskussionen entstanden. Erfreulich dabei war, wie differenziert die Studierenden ethische Fragen analysiert und logische Argumente entwickelt haben.
Im Folgenden wenden sich die Lehrveranstaltungen dem Thema Nachhaltigkeit zu und die Studierenden untersuchen in Projektarbeiten Fragestellungen rund um nachhaltige Investments. Mit interessanten Ergebnissen: In einer Arbeit wurden beispielsweise die Anforderungen neuer EU-Regularien mit bereits etablierten Nachhaltigkeitsratings verglichen. Es zeigte sich, dass die Ratings nur bedingt eine Richtschnur für Nachhaltigkeit im Sinne der EU bieten!
Die EU hat mit ihrem Green Deal eine politische Führungsaufgabe übernommen und trägt durch verschiedene Regulierungen dazu bei, dass Europa in puncto nachhaltige Finanzmärkte deshalb weiter als andere Regionen ist. Das bedeutet, dass in den Lehrveranstaltungen auch zentrale europäische Aspekte behandelt werden.