Das nachhaltige Quartett stellt sich vor
Gute Resonanz und lebhafte Diskussion beim 4. NachhaltigkeitsTALK im HoST.
Die Themenpalette war breit gefächert, die Diskussion lebhaft und der Zuspruch groß: Mehr als 50 Teilnehmende erlebten beim 4. NachhaltigkeitsTALK am 15. November auf Einladung von Vizepräsidentin Prof. Dr. Susanne Rägle und der Stabsstelle Nachhaltigkeit einen informativen und sehr kurzweiligen Abend im House of Science and Transfer (HoST).
Die TALK-Organisatorinnen Marina Ringwald, Leiterin der Stabsstelle Nachhaltigkeit, und Projektmitarbeiterin Kirsten Morrigl-Neynaber hatten als Keynote-Speakerin Katja Diehl gewinnen können, die bundesweit als Aktivistin und Autorin („Auto Korrektur – Mobilität für eine lebenswerte Welt“) Bekanntheit erlangt hat. Im Mittelpunkt des Abends und der von Diehl im Anschluss an ihren Impulsvortrag moderierten Diskussion standen die neuen Nachhaltigkeitsprofessuren – respektive jene vier Personen, die diesen Professuren jetzt ein Gesicht geben: Prof. Dr.-Ing. Jan Dieterle (Nachhaltige Freiraum- und Stadtgestaltung/Fb 1), Prof. Dr.-Ing. Bhavin Kapadia (Nachhaltige und moderne Antriebe/Mobilität/Fb 2), Prof. Dr. Timo von Wirth (Sozio-ökonomische Transformation mit Fokus auf nachhaltige Mobilität in Stadtregionen/Fb 3) und Prof. Dr. Caroline Schmitt (Ecosocial Work and Care/Fb 4).
Bevor die Vier sich und ihre jeweilige Forschung vorstellten (Prof. von Wirth konnte nicht vor Ort sein und war via Bildschirm zugeschaltet), stellte Katja Diehl ihre Thesen zu Mobilitätskonzepten vor, die den Menschen und nicht das Auto in den Mittelpunkt stellen. Ihre Forderung „Es muss erlaubt sein zu sagen, dass man nicht Auto fahren möchte“ unterfütterte sie mit positiven Beispielen wie dem der Stadt Hannover, die beweise, dass ein Innenstadtkonzept mit mehr Aufenthaltsqualität, in dem Radfahrer*innen und Fußgänger*innen Vorrang vor Autoverkehr haben, keine Utopie sei. Ihr Appell, es brauche keine Verbote, sondern neue Regeln, um gemeinsam eine attraktive und klimafreundliche Zukunft für alle zu bauen, leitete direkt über zur Vorstellungsrunde.
Große Bandbreite wissenschaftlicher Expertise
Die Nachhaltigkeitsprofessuren1 – je eine pro Fachbereich – unterstützen wissenschaftlich bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie. Dass nun alle Vier an Bord sind, bezeichnete die Vizepräsidentin als „Meilenstein“. Ihre dem Publikum kurz skizzierten Schwerpunkte in Forschung und Lehre machte die Bandbreite ihrer wissenschaftlichen Expertise deutlich: Die Diplom-Pädagogin Caroline Schmitt wird ökosoziale Perspektiven strukturell und curricular in der Sozialen Arbeit und der Pflege integrieren. Einen besonderen Schwerpunkt setzt sie auf die Verankerung der Sozialen Arbeit in der Katastrophenhilfe, auf ökosoziale Community-Gestaltung und menschenrechtliche, partizipative sowie intersektionale Zugänge. Der Ingenieur Bhavin Kapadia beleuchtet Themen wie CO2- und Schadstoffreduzierung, Wasserstofftechnologien und alternative Antriebe.
Die Diversifizierung der Antriebstechnologien mit Fokus auf Sektorenkopplung und Systemansicht in der Antriebsauswahl wird eines seiner Schwerpunktthemen sein. Prof. Dr. Timo von Wirth befasst sich insbesondere mit der Steuerung von sozio-ökonomischen und sozial-ökologischen Transformationsprozessen in Stadtregionen sowie im Mobilitäts-, Energie- und Agrarsektor. Sein Fokus liegt auf sozialer Gerechtigkeit und Verteilungsfragen sowie auf gesundheitlichen Fragen der Verkehrswende, z. B. die Effekte aktiver Mobilität auf die Gesundheit. Prof. Dr.-Ing. Jan Dieterle widmet sich als Landschaftsarchitekt der zukunftsfähigen Gestaltung von urbanen Räumen für ökologisch ausgewogene und sozial gerechte Lebensverhältnisse.
Transformation by design or by disaster?
Wie lässt sich Straßenraum umgestalten in Stadtraum? Wie gelingt generell die gesellschaftliche Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit – by design or by disaster (absichtlich oder durch eine Katastrophe)? Wie gelingt es, eine wissenschaftliche Nachhaltigkeitslobby zu installieren? Wie lassen sich positive Narrative und Geschichten des Gelingens finden, die eine Veränderung in der Gesellschaft bewirken? Warum ist Inklusion in der Nachhaltigkeitsdebatte ein ebenso vernachlässigtes Thema wie die Abfederung sozialer Härten? Über diese grundsätzlichen Fragen wurde unter Einbeziehung des Publikums ebenso debattiert wie über ganz praktische Aspekte, beispielsweise bürokratische Hemmnisse, die nachhaltige Projekte wie die Installation von Photovoltaikanlagen auf den Dächern einer Hochschule erschweren können.
Schon zu Beginn der Veranstaltung hatten Dieterle, Kapadia, von Wirth und Schmitt erwähnt, dass sie sich untereinander regelmäßig im jour fixe austauschen. Auf die Frage an die Vier, was sie – mit dem frischen Blick der „Neuen“ – auf dem Campus verändern würden, herrschte spontane Einigkeit: mehr Grünflächen und Freiraum im wörtlichen Sinne, ansprechend gestaltete Orte der Begegnung, die offen sind für die Nachbarschaft und so den Campus auch in die Stadt tragen. Ergänzend berichtete Prof. Dieterle vom studentischen Projekt „Campus Mapping“ des Fb1, mit dem der Campus mittels unterschiedlicher Techniken kartographiert, dokumentiert und visualisiert wird, um eine Grundlage für die künftige Gestaltung und Begrünung des Campus zu schaffen – ein Projekt, das unterstützt wird von der Stabsstelle Nachhaltigkeit (siehe dazu auch Newsletter „Wir @Frankfurt UAS/Ausgabe August 2023).
Wie sich all diese im Laufe des Abends aufgeworfenen, komplexen Themen in einem Text locker vereinen lassen, zeigte der Bühnenpoet und Poetry-Slammer Florian Cieslik, der mit seinem „Poetic Recording“ einen heiteren Schlusspunkt setzte.
1Die Pressestelle unserer Hochschule hat Informationen zu den Forschungsvorhaben aller vier Nachhaltigkeitsprofessor*innen zusammengefasst. Sie sind nachzulesen unter:
Profil Prof. Dr.-Ing. Jan Dieterle
Profil Prof. Dr. Bhavin Kapadia