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Vortragsreihe "Think Europe – Europe thinks": 159 Tage Brexit: (K)ein Zukunftsmodell? mit Anette Dittert und Prof. Dr. Brendan Simms

Am 9. Juni 2021 diskutierten Annette Dittert, ARD-Korrespondentin, und Prof. Dr. Brendan Simms, Cambridge-Historiker, im Live Stream des Center for Applied European Studies (CAES) zusammen mit dem Geschäftsführenden Direktor des CAES Prof. Dr. Dr. Michel Friedman, zum Thema "159 Tage Brexit: (K)ein Zukunftsmodell?“ in der Reihe „Think Europe – Europe thinks“.

Der Präsident der Frankfurt UAS Prof. Dr. Frank Dievernich verdeutlichte in seinem Grußwort, dass der Brexit für ein Europa, das enger zusammenwachsen wollte, ein Schock dargestellt hatte und fragte: „Was bedeutet der Brexit für das europäische Modell? Brauchen wir eine europäische Neuordnung? Was bedeutet der Brexit für die globalen Probleme?“

Da für den Geschäftsführenden Direktor des CAES Prof. Dr. Dr. Michel Friedman die Konsequenzen des EU-Austritts erst rudimentär erkennbar seien, regte er dazu an, den Blick in dieser Diskussion auf die Zukunft zu richten: „Was wird der Brexit in den nächsten Jahren für die EU bedeuten?“

Im darauffolgenden Statement Annette Ditterts untermauerte sie ihre Überzeugung, dass sich der Brexit nicht als positiv für die Briten herausstellen würde, anhand von drei Gründen:

  1. Die dem Brexit zugrundliegende Idee sei eine ideologische und nostalgische. Damit sei das Projekt zu sehr rückwärtsgewandt.
  2. Der Brexit sei schädlich für alle Branchen der britischen Wirtschaft, was nicht durch Handelsverträge ersetzt werden könne. „Ich glaube, dass all das mit dem Ende der Pandemie erst richtig sichtbar werden wird.“
  3. Der Brexit gefährde die Beziehung zur EU und auch den inneren Zusammenhalt des Vereinigten Königreichs, in dem die britische Regierung immer mehr versuche, ihre Macht zentral auszuüben. Das Vertrauen in das Vereinigte Königreich sei zerstört durch die Art und Weise wie die britische Regierung mit internationalem Recht umgeht.

Zu Beginn seines Statements stellte sich Brendan Simms als „Brexit-Versteher“ anstelle eines „Brexit-Befürworters“ vor. Der Ausgang des Referendums sei zu beurteilen als Protest gegen Einwanderung, die Freizügigkeitsregelung der EU und Globalisierung. Ferner hätten auch Desinformationen und fake news eine Rolle gespielt. Dabei sah Simms allerdings den Kern der Erklärung als historisch, denn die Geschichte der britisch-europäischen Beziehungen belege, dass das Vereinigte Königreich und die EU nicht vereinbar gewesen seien. „Die Europäische Union ist weiterhin eine Lösung für das Festland Europa, sie war nie eine Lösung […] für das Vereinigte Königreich.“ Durch den Austritt sei die politische Hoheit über den größeren Teil des Vereinigten Königreichs wiedererlangt worden. Dabei gelte das Vereinigte Königreich immer noch als wichtigster Nachbar der EU und es stelle sich nun die Frage, wie oder ob das Vereinigte Königreich überhaupt nach dem Brexit Europa weiter ordnen und mitgestalten werde.

In der anschließenden Diskussion vermutete Dittert, dass, nachdem die eigentlichen Folgen des Brexits nach der Pandemie im Bewusstsein der britischen Gesellschaft ankommen, noch einmal das Für und Wider des Brexits diskutiert werde. Infolge ständiger Grenzüberschreitungen der britischen Regierung zeigte sich Dittert besorgt über die Zukunft der Rechtsstaatlichkeit in Großbritannien. Dahingegen zeichnete Simms am Beispiel des Referendums ein positives Bild von der britischen Demokratie: „Der Brexit ist ein Produkt der Demokratie und nicht ein Scheitern der Demokratie.“ Zwar werden die wirtschaftlichen Kosten kurzfristig hoch sein; dies sei aber immer der Fall, wenn ein etabliertes Modell aufgegeben wird. Simms hob durch den Vergleich zu anderen Staaten hervor, dass ein Land nicht Mitglied in der EU sein müsse, um florieren zu können.

Simms schätzte zwar den Brexit als Verlust für den universitären Bereich ein, betonte aber, dass ein größerer Proporz von Festlandeuropäern kein Zeichen von größerer Internationalität in diesem Bereich sei. Für Dittert sei demgegenüber eine Offenheit gegenüber dem europäischen Festland durchaus vereinbar mit Internationalität: „Ich verstehe nicht, warum das ein „entweder oder“ sein musste.“

Die Fragen aus dem Youtube-Chat richteten sich auf die Zukunft von Schottland, die Möglichkeit sowohl einer zukünftigen „EU-Light Mitgliedschaft“ als auch eines EU-Austritts Frankreichs.

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letzte Änderung: 20.07.2022