Am 11. April 2018 war Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, bei der Veranstaltung des Centers for Applied European Studies (CAES) und der Wirtschaftskanzlei FPS „Über den Dächern von Frankfurt“ zu Gast.
Nach der Begrüßung durch Dr. Robin Fritz, Geschäftsführender Partner von FPS, sprach der Geschäftsführende Direktor des CAES Prof. Dr. Dr. Michel Friedman mit Skipis über Meinungsfreiheit und rassistische Tendenzen vor dem Hintergrund der Wiederwahl Victor Orbáns und dem Wahlerfolg der AfD, über die Teilnahme rechter Verlage an der Buchmesse sowie über den deutschen sowie europäischen Buchmarkt.
Zu Beginn bat Friedman Skipis darum, anlässlich der Wiederwahl Orbáns zu interpretieren, wie ein EU-Staatsoberhaupt seiner Bevölkerung das Konzept der „illiberalen Demokratie“ glaubhaft machen könne. Skipis sah den Begriff als einen Widerspruch in sich, da Demokratie untrennbar mit Meinungsfreiheit und Toleranz verbunden sei. Im Anschluss sprach Friedman die Lage in Polen an. Diese verglich Skipis aus Sicht der Meinungsfreiheit mit der ungarischen Situation. Autoren und Journalisten verlören hier regelmäßig aufgrund ihrer fehlenden Linientreue ihre Arbeit. Skipis hielt es für notwendig, Mitgliedsstaaten zu sanktionieren, die sich entgegen der unterzeichneten EU-Charta verhalten. Ferner müsse die Aufmerksamkeit auf Menschen gelenkt werden, die Widerstand leisten, obwohl sie damit Verhaftungen riskieren.
Des Weiteren standen Rassismus und Stereotypisierungen in der Politik im Raum. Skipis befürchtete, dass ein Großteil unserer Gesellschaft diese Tendenzen zu lange voranschreiten ließ. Friedman zeigte auf, dass jeder Einzelne als Demokrat Eigenverantwortung beweisen sollte. Skipis ergänzte, dass die deutsche Verfassung gelebt und für Freiheitsrechte eingestanden werden müsse. Man benötige dringend Engagement und eine Debattenkultur. „Wir alle tragen Verantwortung für das Land, in dem wir leben“, betonte er. Es gebe auch eine Schuld durch Unterlassen.
Anschließend wurde die zerstörerische Kraft der AfD für unsere gesamte Gesellschaft thematisiert. Skipis glaubte, dass ein Bewusstsein über diese Kraft nur durch eine wahre Auseinandersetzung mit der Rechten entstehen kann. Die in der EU-Charta festgelegte Meinungsfreiheit (Art. 11) bedeute, dass jeder seine Meinung publizieren dürfe. Dementsprechend akzeptierte der Börsenverein auf der Buchmesse 2017 rechte Verlage. Da Meinungsfreiheit nicht bedeute, unwidersprochen alles sagen zu können, so Skipis, konfrontierte der Börsenverein den Auftritt der Rechten mit einer Demonstration gegen Ausgrenzung. Skipis war der Ansicht, dass der Mediendiskurs viel stärker die Inhalte fokussieren müsse, die von Rechten in die Gesellschaft getragen werden. Er rief dazu auf, sich zu engagieren: „Entrüstet Euch und nehmt Eure Freiheitsrechte wahr!“ Der Börsenverein intendiere, einen Beitrag zu leisten, indem die Buchmesse politischer werde und eine freie demokratische Gesellschaft zu fördern versuche.
Weiterhin wurde der deutsche und europäische Buchmarkt analysiert. Der deutsche Buchmarkt gilt als der zweitgrößte der Welt, geprägt von Qualität und Vielfalt. Trotz der im vergangenen Jahrzehnt zunehmenden Digitalisierung stieg der Umsatz um ein halbes Prozent. Das Buch scheint, gemäß Skipis, das Bedürfnis zu befriedigen, an zuverlässige Informationen gelangen zu können. Insbesondere in Zeiten von fake news, die es zu entlarven gilt, ist laut Skipis die Stunde der Verleger gekommen.
Die Gäste vertieften in der anschließenden Diskussion unter anderem den politischen Umgang mit osteuropäischen Staaten, die Wählerschaft von AfD und Orbán, die Möglichkeit von wahren inhaltlichen Debatten, die Digitalisierung und die Rolle der Medien in Deutschland.
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