Über den Dächern von Frankfurt mit Bundesaußenminister a.D. Sigmar Gabriel
Am 11. November 2021 fand erstmals seit der Corona-Pandemie wieder die Veranstaltungsreihe „Über den Dächern von Frankfurt Exklusiv“ vom Center for Applied European Studies (CAES) und der Wirtschaftskanzlei FPS im Festsaal des Palmengartens in Frankfurt am Main statt.
Aus persönlichen Gründen musste der geladene Gast Sigmar Gabriel, Bundesaußenminister a.D. und heutiger Berater und Publizist, kurzfristig absagen. Daraufhin interviewte Dr. Robin L. Fritz, Partner FPS, nach seiner Begrüßung den Geschäftsführenden Direktor des CAES, Prof. Dr. Dr. Michel Friedman. Die Fragen bezogen sich auf die Streitkultur, die geopolitischen Veränderungen und die weitere Entwicklung der EU.
Friedman ist der Auffassung, dass Streitkultur wichtig sei für den Dialog. Er selbst suche stets den Dissens, aus dem man lernen und schöpfen kann. Auf Nachfrage von Fritz, ob Friedman sich unter der amerikanischen Bezeichnung des Public Intellectual – also einen Menschen, der sich in den öffentlichen Diskurs einbringt – wiederfindet, konnte dieser die Beschreibung zustimmen. Er selbst sehe sich als Mensch, der auf der Suche ist, begleitet von der existenziellen Frage und Neugier, warum Menschen die Dinge tun, die sie tun. Seine Perspektive sei nicht Gewinner oder Verlierer, sondern, dass er darauf bestehe, dass Menschen und Politiker*innen eine Erklärungspflicht haben.
Gleichzeitig macht Friedman darauf aufmerksam, dass Menschen noch nie so viel gesagt haben wie heute und der Widerspruch Bestandteil des Dialogs ist. Deswegen brauchte Streit nicht nur Mindestvoraussetzungen, denn sonst enden laute Monologe in Beleidigungen und Drohungen auf Social Media.
Auf die Frage hin, wie er die derzeitige Lage sieht, betonte Friedman die aktuelle Zeitenwende und die damit einhergehende Veränderung der geostrategischen Politik. Menschen fühlen sich am glücklichsten in Freiheit und Demokratie, nicht in autoritären Systemen. Die Geschwindigkeit Chinas Expansionspolitik sei erschreckend und doch sei der politische Stil Chinas von uns kaum beachtet. Auch Russland spiele eine destruktive Rolle, zumal die EU über nicht ausreichend Verteidigung verfüge.
In seiner letzten Frage, wollte Fritz von Friedman wissen, wie er die Weiterentwicklung der EU einschätze. Dabei betonte Friedman die verschiedenen Brüche, vor allem im Verständnis der Mitgliedländer der Demokratie, an der die EU leide und stellte in Frage, ob die Mehrheit es schaffe, Lösungen zu finden. Es brauche europäische Antworten. Eine besondere Rolle dabei liege, in Anbetracht der militärischen Aggression von Belarus auf Polen, vor allem auch bei der NATO.
Eine Katastrophe wie den 3. Weltkrieg sieht Friedman nicht, warnt aber vor regionalen Krieg und Cyberkrieg und kritisiert den Rückstand in der Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland.
Bei den Fragen aus dem Publikum handelte es sich um die Themen Menschenrechte, politischer Diskurs heute und damals sowie Soziale Gerechtigkeit.
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