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Studierende von Polizei und Sozialarbeit im Austausch über prekäre Lebensrealitäten und Kinderschutz

Gemeinsames Projekt trug dazu bei, Verstehenshorizonte zu erweitern und unbewusste Vorbehalte sowie diskriminierungsbehaftete Situationen sichtbar zu machen.

Erstmals fand ein dreitägiges interdisziplinäres Kooperationsprojekt zwischen Studierenden der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) statt. Vom 16. bis 18. Mai 2024 trafen sich die Teilnehmenden, die sich im Rahmen ihrer Seminare zur Projektwoche angemeldet hatten, um sich über prekäre Lebensrealitäten und Kinderschutzarbeit auszutauschen. Ziel des Austausches war es unter anderem einen interdisziplinären Perspektivenwechsel zwischen Polizei und Sozialer Arbeit im Schwerpunkt Kinderschutz zu fördern.

Während in den 1980er- und 1990er-Jahren noch intensiv über die Kooperation zwischen Polizei und Jugendhilfe debattiert wurde, steht das „ob“ heute nicht mehr infrage. Das Projekt zielte darauf ab, die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Behörden und sozialen Einrichtungen zu verdeutlichen. Institutionalisierte Verbindungen, wie Präventionsräte oder Netzwerke gegen Gewalt an Kindern, fördern den Dialog zwischen Polizisten und Sozialarbeitern.

Es erfolgte eine gemeinsame Befassung mit Themen wie Ehrgewalt, Menschen- und Kinderhandel, Drogensucht und Kinderschutz. Experten aus verschiedenen Bereichen, darunter die Beratungsstelle für Migrantinnen (FIM), die seit 1980 u.a. gegen Menschenhandel und Zwangsehen arbeitet, gaben Einblicke in ihre Arbeit. FIM leistet differenzierte Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit und ist ein wichtiger Partner in der Zusammenarbeit mit der Polizei, um Opfern von schwersten Straftaten zu helfen.

Am zweiten Tag erhielten die Studierenden Einblicke in die Herausforderungen des Frankfurter Bahnhofsviertels. Im Rahmen einer Exkursion durch Straßen wie die Weser-, Taunus- und Kaiserstraße wurde nochmals deutlich, dass Polizei und Sozialarbeit täglich nebeneinander und im besten Fall miteinander arbeiten. Die unmittelbaren Eindrücke aus dem Bahnhofsviertel wurden durch Diskussionsrunden mit Björn Driebold, Polizeibeamter der Polizei Frankfurt, Wolfgang Barth als Vertreter der Drogennothilfe sowie Andreas Henke als Vertreter der Jugendberatung & Jugendhilfe e.V. ergänzt. Der Drogennotdienst im Bahnhofsviertel, der seit 1989 aktiv ist, bietet Überlebenshilfe, Drogenkonsumräume und Beratung an. Die Jugendberatung & Jugendhilfe leitet das Projekt OSSIP, welches in Form der Straßensozialarbeit Beziehungsarbeit zu Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt meist obdach- und mittellos im Bahnhofsviertel haben, leistet.

Am letzten Projekttag präsentierte Ulrike Marx, Sozialpädagogin, die Aufgaben einer Inobhutnahme und der Kinder- und Jugendhilfe anhand von Fallbeispielen. Studierende der Sozialarbeit und der HöMS diskutierten die Schnittstellen einer erfolgreichen Kooperation. Dabei wurden Erwartungen und Arbeitsweisen gegenüber der jeweils anderen Profession diskutiert und ein Verständnis für die jeweiligen Herausforderungen und Perspektiven entwickelt.

Das Projekt bot den Studierenden vielfältige Einblicke in die Lebensrealitäten von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Eltern in prekären Situationen. Es sensibilisierte für eine ganzheitliche Sichtweise auf Menschen und Kinder in Not, welche sich in schwierigsten Lebenslagen befinden. Der Austausch zwischen Studierenden beider Hochschulen trug dazu bei, Verstehenshorizonte zu erweitern und unbewusste Vorbehalte sowie diskriminierungsbehaftete Situationen sichtbar zu machen.

Die Initiatoren, Arne Appel, Dozent für Kriminalistik und Kriminologie an der HöMS sowie Prof. Dr. Milena Noll, Professorin für Kinderschutz in der Sozialen Arbeit an der Frankfurt UAS, planen, dieses Projekt fortzusetzen, um weiterhin einen Beitrag zur interdisziplinären Zusammenarbeit im Bereich Kinderschutz zu leisten.

 

 

 

 

 

Zentrale WebredaktionID: 3724
letzte Änderung: 13.09.2022