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#istjakrass - ist ja krass!??

Wenn Du hier gelandet bist, hast Du vermutlich auf dem Campus Plakate entdeckt und Dich gefragt: Was soll das denn? Und wenn Du genauer hingesehen hast, weißt Du auch schon, dass es um psychische Erkrankungen geht und hier insbesondere um die Sensibilisierung von Nicht-Betroffenen.

Was ist eine psychische Erkrankung, eine Störung, eine Diagnose und wann habe ich einfach nur einen schlechten Tag? Das ist nicht einfach zu beurteilen und für Außenstehende in den allermeisten Fällen nicht zu erkennen. Daher beginnt jedes Plakat mit einem Ausruf: "Ist ja krass", wenn ich erfahre, dass mein Kollege seit Jahren eine Essstörung hat. Oder: "Ist ja krass", dass Du Burnout hast.

Auch im Uni-Kontext kann das schwierig werden: Wieso trägt die Person so wenig zur Gruppenarbeit bei? Wieso darf sie die Klausur in einem separaten Raum schreiben? Wieso ist sie schon wieder nicht zur Prüfung erschienen? Das birgt Konfliktpotential, was für die Betroffenen eine zusätzliche Bürde ist. Um das Zusammenleben zu verbessern und gegenseitiges Verständnis zu schaffen, gibt es nun die Kampagne "istjakrass". Die Plakate sollen Gesprächsanlässe bieten und die Aufmerksamkeit für psychische Erkrankungen erhöhen. Es ist wichtig, einander zuzuhören und aufeinander zuzugehen.

Verhaltensweisen und Symptome werden dann zu einer behandlungsbedürftigen Erkrankung, wenn betroffene Menschen aufgrund der Symptome sehr hohen Leidensdruck haben und sie ihren Alltag nicht mehr angemessen und selbstständig gestalten können, wenn "normale" Aktivitäten (z.B. in die Vorlesung gehen, regelmäßig essen, morgens aufstehen, Lebensmittel einkaufen oder jemanden anrufen) plötzlich zu unüberwindbaren Hürden werden. Spätestens dann sollten sich Betroffene professionelle Hilfe suchen. Eine Diagnose kann eine Entlastung darstellen, denn so wird klar, welche Unterstützungsangebote nötig sind, um das Studium und alle anderen Lebensbereiche erfolgreich zu bewältigen. Daher ist es ratsam, sich bereits bei ersten Symptomen, Hilfe zu suchen. Sich einer Person anzuvertrauen, Vertrauensdozierende anzusprechen oder sich an eine psychosoziale Beratungsstelle zu wenden, kann bereits helfen, damit sich die Symptome nicht manifestieren.

Eine im Studienjahr 2016/17 durchgeführte Erhebung des Deutschen Studentenwerks ("best2") ergab, dass unter Studierenden mit einer studienerschwerenden Beeinträchtigung, mehr als die Hälfte (53%) eine psychische Beeinträchtigung haben. Insgesamt haben in der deutschlandweiten Sozialerhebung im Jahr 2016 7% der Studierenden angegeben, eine psychische Beeinträchtigung zu haben. Die Sonderbefragung während der Corona-Pandemie ergab einen Anteil von 10% und der BARMER-Arztreport 2018 sprach sogar von 17% der Studierenden. Es betrifft also etwa eine*n von zehn Studierenden. Du kennst sicher jemanden. Weißt Du, wer es ist?

Die Diagnosen auf den Plakaten wurden gewählt, weil sie in der Gesellschaft und unter Studierenden häufig vorkommen. Nachfolgend werden die Symptome umrissen und auf weiterführende Informationsseiten verwiesen. Bitte beachte, dass ein Krankheitsbild (siehe auch neurodivers weiter unten auf der Seite) bei jedem Menschen ganz unterschiedlich ausgeprägt sein kann und die Vielfalt der Symptome daher nicht vollumfänglich beschrieben werden kann. Vielmehr sollen die Plakate und Webseite Denkanstöße sein mit der Aufforderung, sich weiter zu informieren, um Verständnis zu schaffen und unser aller Alltag zu erleichtern. Psychische Gesundheit sollte genauso ernstgenommen werden wie physische Gesundheit.

 

Hier bekommst du Hilfe und Unterstützung:

• Telefonseelsorge (24/7)
   Tel: 0800 – 111 0 222 oder
          0800 – 111 0 111

• Notfallhotline Suizidalität (24/7)
  Tel: 069 – 630 13 113

• Polizei/ Notruf (24/7)
  Tel.: 110

• Feuerwehr/ Rettungsdienst (24/7)
  Tel.: 112

FRANS – Frankfurter Netzwerk Suizidprävention

• Sammlung von Hilfsangeboten in akuten Krisen auf  der Homepage des Studierendenwerks Frankfurt

Was kann ich bei einer akuten Krise tun?

Schwimmweste anlegen
Du kennst vielleicht die Sicherheitshinweise im Flugzeug: im Notfall soll eine Schwimmweste angelegt werden. Bevor Kindern oder anderen Passagieren geholfen wird, sollte man als erstes seine eigene Schwimmweste anlegen. Das ist eine kleine Botschaft, in der sehr viel Wahrheit steckt. Wenn Du anderen helfen möchtest, die eine psychische Erkrankung haben, lege zunächst Deine eigene symbolische Schwimmweste an und frage Dich ehrlich:

- Welche Hilfe kann ich leisten?
- Wann ist es mir selbst zu viel?
- Was überfordert mich und könnte mich an meine Grenzen bringen?
- Ich weiß, dass ich nicht verantwortlich für die mir nahestehende Person bin, auch wenn ich ihr gerne helfen möchte. Es ist gut und richtig, wenn ich sie an professionelle Stellen verweise.

- Sage in Gedanken „STOPP“, streng und bewusst, und unterbrich kurz die Tätigkeit, die Du gerade machst. So kannst Du dir ein wenig inneren Abstand verschaffen.

- Laufe ein paar Schritte, vielleicht im Treppenhaus, um etwas lockerer zu werden. Das Gehirn wird besser durchblutet, Du bekommst einen klaren Kopf.

- Lasse ein paar Minuten lang fließendes Wasser über Deine Pulsadern laufen, oder wasche Dir das Gesicht. Das macht einen „kühlen Kopf“.

- Gehe ein paar Minuten vor die Tür und schaue Dich bewusst um. Dein Gehirn wird dadurch angeregt.

- Trinke mit schnellen Schlucken ein großes Glas Wasser. Das mindert die Spannung.

- Massiere kräftig Deine Fußsohlen oder streiche leicht von den Knöcheln her aufwärts über die Gelenke. Das entspannt und belebt.

Quelle: PSNV-G, DRK Service GmbH

Diagnosen auf den Plakaten

Die Diagnosen wurden ausgewählt, weil sie statistisch unter Studierenden häufig auftreten. Selbstverständlich gibt es noch mehr und ganz vielfältige andere Diagnosen, auch Kombinationen aus verschiedenen. Es kommt vor, dass psychische Erkrankungen lange unerkannt und undiagnostitziert bleiben, zum Beispiel aus Unwissen, Angst vor Stigmatisierung oder Scham. Damit wird Betroffenen das Leben erschwert und eine Therapie unmöglich. Miteinander zu sprechen ist der erste, wichtige Schritt.


Wenn du dich mit anderen Betroffenen austauschen möchtest, kannst du das hier tun: "Austauschgruppe AD(H)S" und "Austauschgruppe für Studierende mit psychischer Beeinträchtigung". Alle Infos zu den Gruppen und zur Anmeldung findest du auf der Website des Beratungsstelle für Studierende mit Behinderung.

 

Die Kampagne ist ein Projekt des Referats für Chancengleichheit und Familie der Universität zu Lübeck (2021). Durchgeführt wurde es von der Inklusionsbeauftragten Anna Luther in Kooperation mit Susen Köslich-Strumann (Gesunde Hochschule, Studierendengesundheit), Jasmin von Zezschwitz (Inklusionsbeauftragte des AstA), Alexandra Klenke-Struve (Design und Art-Direktion), Eva-Maria Birkhoff (Illustrationen).

Die Beratungsstelle für Studierende mit Behinderung der Frankfurt UAS bedankt sich bei der Universität zu Lübeck für die Kooperation und Zurverfügungstellung der Kampagne.
Beratungsstelle für Studierende mit BehinderungID: 14462
letzte Änderung: 09.10.2024