Kulturell-demokratische Handlungsfähigkeit bei Kindern stärken

Performance Parcours von Patricia Hoeppe vermittelt kulturelle Skills an 100 Frankfurter Grundschüler/-innen

Frankfurt am Main, 10. Januar 2017. Am 17. und 18. Januar 2017 führt Prof. Patricia Hoeppe von der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) mit 30 Studierenden des Bachelor-Studiengangs Soziale Arbeit/Schwerpunkt Kultur und Medien ihren Performance Parcours mit vier Frankfurter Grundschulklassen durch. In der Orangerie im Günthersburgpark kommen sie mit dem Ziel zusammen, Kinder mit Fähigkeiten vertraut zu machen, die sie für die kulturelle Teilhabe rüsten.

„Die komplexen Anforderungen unserer heutigen Gesellschaft verlangen vor allem von Heranwachsenden vielerlei soziale und kulturelle Fähig- und Fertigkeiten“, betont Hoeppe. „So empfinden beispielsweise Kinder mit Migrationshintergrund ihre kulturelle Situation oftmals als schwierig. Sie sehen diese als Hindernis, später als Jugendliche einen europäisch-demokratischen Lebensentwurf zu entwickeln. Hindernisse zu durchlaufen und zu überwinden führt aber seit jeher zur Stärkung und Entwicklung genau jener Eigenschaften. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, den Performance Parcours zu entwickeln.“

Das Durchlaufen einer mit Hindernissen bestückten Strecke heißt lateinisch Parcursus und französisch Parcours. Bei dem Performance Parcours von Hoeppe handelt es sich um einen Übungsparcours, den sie zwecks Vermittlung kulturell-demokratischer Handlungsfähigkeiten entwickelt hat und seit 2013 bis heute kontinuierlich ausbaut. In Kooperation mit dem Deutschen Kinderschutzbund hat sie den Parcours inzwischen mit 11 Frankfurter Schulen durchgeführt.

An fünf verschiedenen Stationen können die Kinder durch mimetisch und poetische Praxen, über Setzungs- und Aushandlungsprozesse, von der Re-Performance bis hin zur eigenständigen Performance kulturell-demokratische Fähigkeiten entwickeln, die ihnen dann im Alltag zur Verfügung stehen – mit dem Ziel, kulturelle Bildung zu erfahren und kulturelle Teilhabe zu leben. Es gibt Stationen, an denen die Kinder bereits existierende Performances re-performen, Stationen mit Handlungsanweisungen, an denen ihre Handlungsmöglichkeiten vielfältiger sind und Stationen, an denen die Kinder eigene Handlungen künstlerisch definieren und ausformulieren können. „Im Kunst-Setting erlernte Kompetenzen sind auf andere Lebensbereiche übertragbar – zum Beispiel auf die Alltagswelt. Eine individuelle Persönlichkeitsbildung, wie wir sie in demokratischen Ländern favorisieren, funktioniert nur über Wahrnehmung, entsprechende kulturelle Fähigkeiten und der Freiheit zur individuellen Ausgestaltung dieser Fähigkeiten. Der Performance Parcours stellt ein Angebot vielfältiger kultureller Fertigkeiten dar“, so Hoeppe. „Kulturelles Lernen geschieht zunächst über Mimesis, also Nachahmung, Stilbildung und schließlich der Poiesis, also Neugestaltung. Die Vorteile meiner Methode sind, dass es viele handlungsorientierte künstlerische Angebote innerhalb eines Parcours gibt, die auch Raum für die Erfahrungen der Kinder geben. Es kann viel ausprobiert werden. Der Schritt zur Poiesis kann bereits innerhalb zweier Schulstunden vollzogen werden. Gleichzeitig lernen die Kinder verschiedene Performance-Künstler/-innen innerhalb kurzer Zeit kennen. Der Kunst-Schulunterricht in der Grundschule hört zumeist leider nach der realistischen Zeichnung auf und schließt die Erfahrungswelten und Handlungsbefähigungen der Kinder nicht mit ein.“

Die Performance- und Intermedia-Künstlerin Patricia Hoeppe hat seit 2012 eine künstlerische Professur im Studiengang Soziale Arbeit der Frankfurt UAS inne. Patricia Hoeppe lehrt und erforscht hier u. a. künstlerische Praktiken zur Erlangung sozialer und kultureller Kompetenzen. Derzeit gilt ihr Augenmerk insbesondere der kulturellen Integration von Vielfalt durch die handlungsbefähigende und verortende Kunstform der Performance.

Soziale und kulturelle Kompetenzen durch die Methodik der Performance Kunst zu gewinnen, gehört ebenfalls zum Inhalt des neuen Master-Studienganges „Performative Künste in sozialen Feldern“. Er startet zum Sommersemester 2017 an der Frankfurt UAS. Hoeppe wird künftig auch hier lehren und die Position der stellvertretenden Studiengangsleiterin wahrnehmen. Der viersemestrige Vollzeit-Studiengang befähigt Absolventinnen und Absolventen, künstlerisch-performative Konzepte und Strategien auf konkrete soziale und kulturelle Fragestellungen bezogen zu entwickeln, diese in sozialen Feldern umzusetzen und so direkt auf soziale Felder und die in ihnen vorgefundenen Realitäten einzuwirken sowie in theoretischen Diskursen zur Ästhetischen Bildung und Künstlerischer Forschung zu verhandeln. Bewerbungsschluss für den ersten Durchgang ist am 30. Januar 2017.

Weitere Informationen zum Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit unter: www.frankfurt-university.de/basa; mehr zum Master-Studiengang „Performative Künste in sozialen Feldern“ unter: www.frankfurt-university.de/performa.

Termin Performance Parcours:

Dienstag, den 17. Januar 2017 und Mittwoch, den 18. Januar 2017, jeweils von 9-12 Uhr

Ort:

Kinderschutzbund Frankfurt, Orangerie im Günthersburgpark, Comeniusstraße 39, 60389 Frankfurt am Main

Kontakt:

Frankfurt University of Applied Sciences
Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit
Prof. Patricia Hoeppe
Tel.: +49 69 1533-3038
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