Statement: Keine Neuinfektionen mit HIV bis 2030: Ziel auch in Deutschland nur mit Investitionen und Mitnehmen der Kerngruppen erreichbar

Prof. Dr. Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt UAS nimmt Stellung anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 01. Dezember

Frankfurt am Main, 30. November 2017. „Nur wenn wir erhöhte Investitionen tätigen und besonders gefährdete Personengruppen gezielt ansprechen, mit Schutzmitteln versorgen und Diskriminierungen und Stigmatisierungen abbauen, werden wir in Deutschland das Ziel der UN und WHO, bis 2030 keine Neuinfektionen mit HIV mehr zu verzeichnen, erreichen“, prognostiziert Prof. Dr. Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 01. Dezember 2017.

Für Stöver ist es für die Einhaltung des Zieles unerlässlich, dass die sogenannten „Key Populations“ mitgenommen werden, d.h. besonders gefährdete Personengruppen wie Sexarbeiter/-innen, Gefangene, und Drogenkonsumierende – sie alle müssen mit Schutzmitteln wie Kondomen oder sauberen Spritzen ausgestattet werden. Zudem muss bei diesen Gruppen besonders extrem in Aufklärungsarbeit investiert werden. Dies betrifft alle Lebensbereiche und Institutionen, in denen sich diese Gruppen aufhalten, etwa Gefängnisse sowie Therapie- und Beratungseinrichtungen.

Das globale Motto der UN-definierten nachhaltigen Entwicklungsziele (Agenda 2030) lautet „No one will be left behind – Niemand wird zurückgelassen“. Auf 17 Ziele hat sich die Weltgemeinschaft geeinigt, eines davon bezieht sich auf die Gesundheitsförderung. Auf HIV/AIDS heruntergebrochen lautet das Ziel: Keine HIV-Neuinfektionen mehr im Jahre 2030. Länder mit hohem Einkommen – wie Deutschland –  können dieses Ziel schon lange vorher erreichen, fordert Stöver. Deutsche Städte sollten sich der „Fast-Track Cities Initiative to End Aids“, einem weltweiten Zusammenschluss von etwa 70 Städten zum lösungsorientierten Umgang mit Aids, anschließen.
Diese Städte haben sich verpflichtet bereits bis 2020, 90 Prozent der HIV-infizierten Menschen über ihre Infektion zu informieren, 90 Prozent dieser Menschen sollen in Behandlung sein und bei 90 Prozent der Behandelten nachhaltig eine Unterdrückung der Viren stattfinden. Ein weiteres Ziel der Initiative ist der Abbau von Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit HIV. Als einzige deutsche Stadt ist bislang lediglich Berlin in diesem Netzwerk vertreten.

In Deutschland steckten sich nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) im vergangenen Jahr etwas mehr als 3.000 Menschen mit dem HI-Virus an –  darunter 2.500 Männer und 700 Frauen. Geschätzte 12.700 der rund 88.400 Menschen mit HIV in Deutschland wissen laut Hochrechnungen des RKI nicht, dass sie infiziert sind und können somit Lebens- und Liebespartner/-innen anstecken.

Zur Person Stöver:

Prof. Dr. Heino Stöver ist Dipl.-Sozialwissenschaftler und Professor für sozialwissenschaftliche Suchtforschung am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Frankfurt UAS. Er leitet seit 20 Jahren das Institut für Suchtforschung Frankfurt am Main (ISFF). Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die sozialwissenschaftliche Suchtforschung. Stövers Forschungsschwerpunkte sind von hoher gesellschaftlicher Bedeutung, da diese Zielgruppen gesundheitlich und teils sozial extrem belastet sind und oft zu spät behandelt werden. Die späte Behandlung kann zum Tod führen und verursacht hohe Kosten, die bei früherer Behandlung verringert werden könnten. In den letzten fünf Jahren hat Stöver mehr als 20 Forschungsprojekte für nationale und internationale Auftraggeber durchgeführt und hat dafür bei diversen nationalen und internationalen Fördermittelgebern Dritt- und Forschungsfördermittel in Höhe von mehr als 2,5 Mio. Euro eingeworben. Zurzeit leitet er u.a. das Teilprojekt „Evaluation von Maßnahmen zur Schadensminimierung im Hinblick auf offene Drogenszenen“ im Rahmen des BMBF-Verbundvorhabens DRUSEC. Darüber hinaus ist er an mehreren EU-Verbundprojekten beteiligt. Er hat den Master-Studiengang „Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe“ der Frankfurt UAS mitinitiiert.
Die fünf staatlichen hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) haben im November 2017 einen der drei mit 6.000 Euro dotierten zweiten Plätze des Forschungspreises für herausragende Leistungen in der anwendungsorientierten Forschung an Hessens Hochschulen für Angewandte Wissenschaften an Stöver vergeben. Der Preis ehrt die wissenschaftliche Gesamtleistung herausragender Forscherpersönlichkeiten. Stöver erhielt den Preis für seine Forschungsarbeiten zu Sucht, Prävention und Gesundheitsversorgung bei sozial ausgegrenzten Menschen.

Kontakt

Frankfurt University of Applied Sciences
Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit
Prof. Dr. Heino Stöver
Telefon: +49 69 1533-2823
hstoever(at)fb4.fra-uas.remove-this.de

Mehr zum Welt-AIDS-Tag: https://www.welt-aids-tag.de

Institut für Suchtforschung Frankfurt am Main (ISFF):
Das Institut für Suchtforschung an der Frankfurt UAS arbeitet seit 1997 an der Weiterentwicklung zielgruppenspezifischer und lebensweltnaher Prävention, Beratung und Behandlung von Suchterkrankungen. Es erforscht Sucht in ihren verschiedenen Erscheinungsformen sowie die mit Sucht in Zusammenhang stehenden Probleme und Aspekte. Das Institut fördert den Ausbau von interdisziplinären Beziehungen zu Kooperationspartnern auf nationaler und internationaler Ebene. Forschungsprozesse und -resultate finden in Studium und Lehre Berücksichtigung. Näheres zum Institut für Suchtforschung unter www.frankfurt-university.de/isff

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