Frankfurter Stiftung für Forschung und Bildung ehrt Professor der Frankfurt UAS
Die Stiftung für Forschung und Bildung der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) hat am 19. Mai 2020 den Publikationspreis 2020 verliehen. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 1.000 Euro dotiert und ging an den Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Heino Stöver, Leiter des Studiengangs Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe am Fachbereich für Soziale Arbeit und Gesundheit. Er wurde für seine Publikation „Großbritanniens Tabakkontrollpolitik – Vorbild für den Deutschen Regulierer, vor allem hinsichtlich E-Zigaretten?“ gewürdigt.
Der Publikationspreis richtet sich an Lehrende und Forschende der Frankfurt UAS, die überdurchschnittliche Präsenz in den Medien zu einem Lehr- oder Forschungsthema verzeichnen konnten und somit dazu beigetragen haben, der Frankfurt UAS Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit zu verschaffen. „Wir wollen mit unserer Preisauslobung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Frankfurt UAS ermuntern, proaktiv die Öffentlichkeit zu suchen, ihre spannenden, anwendungsorientierten Lösungen und Themen in die Gesellschaft hineinstrahlen zu lassen und das ausdrücklich auch populärwissenschaftlich“, erklärte die Stiftungsvorsitzende Prof. Dr. Martina Klärle.
Aus 20 Bewerbungen hat eine Jury aus Vertretern der FAZ (Dr. Matthias Alexander) und von hr info (Stephan Hübner), der Stiftung für Forschung und Bildung sowie der Frankfurt UAS den Preisträger Prof. Dr. Heino Stöver mit seinem Beitrag über die Regulierung von E-Zigaretten ausgewählt. Die prämierte Publikation wurde im „6. Alternativen Drogen- und Suchtbericht“ des akzept e.V. veröffentlicht.
„Der Beitrag hat uns als Jury mit seiner inhaltlichen Qualität und Verständlichkeit überzeugt. Vom ersten bis zum letzten Satz war die Argumentation schlüssig und nachvollziehbar - nicht nur für Expertinnen und Experten und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern auch für interessierte ‚Laien‘. Beides war ebenso ausschlaggebend bei der Vergabeentscheidung wie die überdurchschnittlich hohe mediale Beachtung“, erklärte die Juryvorsitzende Karen Hoyndorf, Regional People Director bei Compass Group PLC. Bei der Gewinner-Publikation werde der gewünschte proaktive Wissenstransfer aus der Hochschule heraus in die Öffentlichkeit besonders deutlich. „Konkrete Politikvorschläge im Artikel tragen zur Diskussion über Alternativen zur gegenwärtigen Drogenpolitik bei“, so Hoyndorf. Der Präsident der Frankfurt UAS, Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, unterstrich die Bedeutung dieser Preisvergabe für die gesamte Hochschule: „Wo die Publikationen durch eine überdurchschnittliche Präsenz in den Medien leuchten, wird gleichzeitig Licht geworfen auf die Hochschule als Ganze. Wir zeigen damit, welche Kompetenzen wir im Hause haben. Die Publikationen sind sozusagen ein Kommunikationsangebot an die Akteure und Organisationen unserer Gesellschaft, ihnen mit anwendungsorientierten Forschungsfragen und -projekten zur Seite zu stehen. Und besonders wichtig ist hier die Wirkung in die Breite: Sie erzielen diese oft besonders, weil es gerade nicht wissenschaftliche Veröffentlichungen sind, sondern Beiträge in Fachmedien und/oder in der Tagespresse, in Print- und TV-Medien. Genau so kommen wir unserer Transferfunktion als Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung nach.“ Als Gastredner sprach Stadtrat Stefan Majer, Dezernent für Personal und Gesundheit der Stadt Frankfurt/M., unter dem Titel „Zeit für einen Aufbruch“.
Die Veröffentlichung ist nach Einschätzung der Jury von erheblicher Bedeutung für die Weiterentwicklung der Drogenpolitik in Deutschland. In seinem Artikel zeigt Stöver auf, wie Großbritannien bei seiner Tabakkontrollpolitik über die E-Zigarette vorgeht – und im Gegensatz dazu, warum die Rauchentwöhnungs-strategien in Deutschland so wenig Erfolg haben. „Zum einen geht Großbritannien wesentlich weniger ideologisch mit der E-Zigarette um als Deutschland, zum anderen werden dort herkömmliche Tabakwaren viel strenger reguliert als bei uns“, erläutert Stöver. So habe das Land seit der Einführung der ersten Werberegulierung im Jahr 2002 regelmäßig die Gesetzgebung verschärft. Außerdem habe Großbritannien eine der höchsten Steuerquoten für Tabakzigaretten in der EU. Dieser konsequente Ansatz habe dazu geführt, dass dort seit 2011 die Raucherhäufigkeit um ein Fünftel zurückgegangen ist: Im europäischen Vergleich hat Großbritannien die zweitniedrigste Raucher/-innenquote.
Trotzdem mahnt Stöver: „Wenn man vorher gar kein Nikotin konsumiert hatte, dann ist die E-Zigarette definitiv überhaupt nicht zu benutzen und zu empfehlen. Wenn man vorher Tabakraucherin oder -raucher war, dann sieht das schon wieder anders aus.“ Stövers Tätigkeitsschwerpunkte betreffen die sozialwissenschaftliche Suchtforschung und sind von hoher gesellschaftlicher Bedeutung, da deren Zielgruppen gesundheitlich und teils sozial extrem belastet sind und oft zu spät behandelt werden. Die späte Behandlung könne zum Tod führen und verursache hohe Kosten, die bei früherer Behandlung hätten verringert werden können.
Bisherige Publikationspreisträger/-innen waren der Ingenieur Prof. Holger Marschner für seine Arbeit zur Schallerzeugung; dabei verglich er das sogenannte „Bremsenknarzen“ eines Fahrzeugs mit den Schwingungsphänomenen einer Geige, sowie der Jurist Prof. Dr. Peter Wedde, dessen Artikel sich vor dem Hintergrund wiederholter Terroranschläge mit dem gesetzlich vorgeschriebenen „Anti-Terror-Screening“ beschäftigte, sowie Prof. Dr. Maud Zitelmann, die sich in einem Interview für eine bessere Ausbildung im Bereich Kinderschutz einsetzte.
Die Preisvergabe fand in einem Rahmen statt, der den ministeriellen Vorgaben zur Eindämmung der Corona-Pandemie an der Frankfurt UAS entsprach. Den ursprünglich geladenen Gästen wurde nachträglich eine Aufzeichnung der Vergabefeier zur Verfügung gestellt. Auch aus diesem Grunde war die vierte Vergabe des Publikationspreises der Frankfurter Stiftung für Forschung und Bildung eine besondere.
Zur Person Prof. Dr. Heino Stöver:
Prof. Dr. Heino Stöver ist Dipl.-Sozialwissenschaftler und Professor für sozialwissenschaftliche Suchtforschung am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Frankfurt UAS. Er leitet seit mehr als 10 Jahren das Institut für Suchtforschung Frankfurt am Main (ISFF). Er ist international tätig und war bzw. ist Berater internationaler Institutionen, wie der WHO, der European Commission, dem International Committee of the Red Cross, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, dem Open Society Institute und der Gesundheits-/Sozialministerien in Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Litauen, Estland und Lettland. Zudem ist er Mit-Herausgeber der Schriftenreihe Gesundheitsförderung im Justizvollzug (mehr als 30 Bände bis 2019). Stöver war Mitglied im Wissenschaftlichen Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Er ist Mitglied des beratenden Arbeitskreises „Männergesundheit“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Seit 2008 ist er Vorsitzender von „akzept e.V.“ – dem Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik. Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die sozialwissenschaftliche Suchtforschung. In den vergangenen fünf Jahren hat Stöver mehr als 20 Forschungsprojekte für nationale und internationale Auftraggeber durchgeführt und hat dafür bei diversen nationalen und internationalen Fördermittelgebern Dritt- und Forschungsfördermittel in Höhe von ca. 10 Mio. Euro eingeworben.
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Die Frankfurter Stiftung für Forschung und Bildung
Die Frankfurter Stiftung für Forschung und Bildung wurde im Jahr 2014 aus dem Förderverein der Hochschule heraus gegründet. Ziel der Stiftung ist die Förderung von Lehre, Forschung und Weiterbildung an der Frankfurt UAS. Sie bringt sich als Vordenkerin und Protagonistin eines Bildungswandels hin zum modernen und lebenslangen Lernen vor, während und nach dem Berufsleben mit Ideen und Förderungen in die Frankfurt UAS ein. Zum 50-jährigen Bestehen der Hochschule (2021) will sie die Rahmenbedingungen für Lehren und Lernen durch Modernisierungen der Campusbauten und –räumlichkeiten verbessern. Nachhaltig aktiv wirken und Bleibendes schaffen zu können, das bietet die Stiftung ihren potentiellen Stifter/-innen über die Möglichkeiten einer Schenkung, Spende oder durch Gründung einer Treuhandstiftung unter dem Dach der Frankfurter Stiftung für Forschung und Bildung. Auch Zustiftungen in den Kapitalstock des Stiftungsvermögens sind möglich.
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