Innovationsvorhaben
Bezahlbarer Wohnraum und ressourcenschonender Städtebau
Prof. Dr. Harnack nutzt die Innovationsprofessur, um ihre Forschung zu den Themen bezahlbares Wohnen und ressourcenschonender Städtebau zu intensivieren. Im Rahmen des Projekts möchte sie neue urbane Konzepte entwickeln und in der Metropolregion Rhein-Main erproben. Ihr Ziel ist es, Anhaltspunkte für eine bewusstere Form der Stadtentwicklung zu entwickeln. Hierzu plant sie unter anderem eine regionale Vernetzung mit anderen Hochschulen, den Ausbau von praxisorientierten Forschungskooperationen und die Entwicklung innovativer Vermittlungsformen, um Themen der Stadtentwicklung allgemeinverständlich zu kommunizieren.
Im Gespräch mit Prof. Dr. Maren Harnack
Frau Harnack, worum geht es in Ihrer Innovationsprofessur?
Ich beschäftigte mich schon ewig mit dem Wohnungsbau der späten Nachkriegsmoderne, also der 60er und 70er Jahre. Mich fasziniert die Idee, die dahintersteckt – von der Art und Weise des Zusammenlebens und der notwendigen Basisausstattung. An der Konzeption der Gebäude und Siedlungen merkt man, dass sie mit einer Sensibilität für Gemeinschaftlichkeit gebaut wurden. Man hat sich überlegt, wie Menschen zueinanderkommen und Wohnungen organisiert sein müssen, damit sie flexibel nutzbar sind. Bei der Innovationsprofessur geht es mir ausgehend von diesen Ideen um die Fragen: Welche Wohnungen brauchen wir heute, für wen und wo finden wir sie? Wie können wir Vorhandenes besser nutzen? Und auch: Wie können wir mit weniger gut leben?
Welche konkreten Forschungsvorhaben verfolgen Sie?
Es gibt zwei Lehrprojekte. Erstens bearbeitet ein Student eine Masterarbeit über die Stadt Rüsselsheim. Dort gibt es 120 Hektar innerstädtische Flächen, die frei werden, weil sich der Autohersteller Opel zurückzieht. Auf diese Flächen hat die Stadt keinen Zugriff, weil sie bei dem Bieterverfahren nicht zum Zuge gekommen ist. Und gleichzeitig sind diese Flächen für die Stadt sehr wichtig – vor allem in Hinblick auf eine zukunftsfähige Entwicklung, wenn Opel irgendwann keine so wichtige Rolle mehr spielt.
In einem zweiten Lehrforschungsrojekt werden Studierende das Projekt Günthersburghöfe im Frankfurter Nordend untersuchen. Bei diesem Quartiersprojekt wurde eigentlich viel richtig gemacht und es ist trotzdem gescheitert. Die Studierenden werden sich mit der Frage beschäftigen, wo im Projekt Brüche entstanden sind, die es letztlich zu Fall gebracht haben. Ich bin gerade dabei, alle Akteur*innen anzusprechen und zu fragen, ob die Studierenden sie kontaktieren dürfen. Dieses Vorhaben ist in der Vorbereitung sehr aufwendig. Das könnte ich nicht machen, wenn ich nicht die Entlastung durch die Innovationsprofessur hätte.
Sie haben diesen Ort – das Dach des Bienenkorbhauses an der Konstabler Wache – gewählt, um von ihrem Innovationsprojekt zu erzählen. Warum?
Was ich an diesem Ort und an meiner Wohnung so gut finde, ist, dass man von hier oben einen Blick auf eine riesige Ressource hat. Wir sehen viele Dächer, auf einigen ist Haustechnik drauf. Aber viele andere Dächer sind leer. Diese Ressource können wir nicht einfach dem Markt überlassen, sondern müssen anders darüber nachdenken. Wäre es nicht zukunftsweisend, auf den Dächern der Büro- und Kaufhäuser in der Frankfurter Innenstadt Wohnungen zu bauen? Genau das wurde in diesem Haus aus den 50er Jahren gemacht, und das Ergebnis ist eine Art Feriendorf mitten in der Stadt.
Hat Ihre Innovationsprofessur eine persönliche Relevanz für Sie?
Ich mache das alles, weil es mich wirklich brennend interessiert. Mein Privileg als Professorin ist, dass ich für das bezahlt werde, was ich ohnehin am liebsten mache. Es ist ein großes Glück, dass ich an so einem Ort so eine Arbeit machen darf.
Vielen Dank für das Gespräch!
Seit 1. April 2024 ist Prof. Dr. Maren Harnack Vizepräsidentin für Studium und Lehre. Die Vertretung Ihrer Innovationsprofessur übernehmen Prof. Dr.-Ing. Jan Dieterle und Prof. Dr.-Ing. Paola Alfaro-d’Alençon.